Rätselhafte schnurgerade Pilzfäden
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Pilzhyphen sind in den Hornsteinen von Rhynie (Unter-Devon) häufig anzutreffen. Nach dem unterschiedlichen Aussehen zu urteilen repräsentieren sie mehrere Arten. Hier wurden Bilder mit besonderen Strukturen ausgewählt. Oft bilden die Hyphen ein Gewirr aus mehr oder weniger geraden Stücken, die unterschiedlich dick sein können (Abb.1). Seltener sind sie deutlich krumm wie in Abb.2,3.
curved hyphaehypha loop










   Abb.1-3: Pilzhyphen mit unterschiedichem Aussehen in Rhynie Chert. Bildbreite 2.5mm, 1mm, 2.5mm.

   Abb.4: Auffällig gerade Pilzhyphen, ummantelt mit
Chalzedon and Quarzkruste, hier zufällig durch den angeschnittenen Mantel hindurch schwach sichtbar. Bildbreite 5.5mm.

Diese Pilze wuchsen im Wasser, anders als andere Pilze im
Rhynie Chert, die lebendes oder totes Pflanzengewebe besiedelten. straight hyphae covered with quartzBei Anreicherung mit SiO2 konnte das Wasser samt Hyphen zu Kieselgel und später zu Chalzedon werden. Bei geringerer Übersättigung der Lösung wurden die Hyphen mit Kieselgel ummantelt und der Rest blieb flüssig. Die Übersättigung konnte so niedrig werden, dass Quarzkristalle auf den ummantelten Hyphen wuchsen. Irgendwann endete die Zufuhr von Kieselsäure dauerhaft, so dass ein Hohlraum blieb, mit ummantelten Hyphen freitragend zwischen den Wänden, wie in Abb.4. 
Höhlen mit ummantelten Hyphen sind nicht häufig. Abb.4 veranschaulicht einen unwahrscheinlichen Zufall: Der Schnitt traf unerwartet auf die Höhle und lief zufällig parallel zu und nahe neben einem ungewöhlich langen geraden Stück einer Hyphe, wobei der Quarz teilweise abgeschnitten wurde, was die Hyphe im Chalzedon sichtbar machte.
Man sieht eine dünne gerade Hyphe, mehr als 300mal so lang wie dick. Wie konnte der Pilz die anfangs gewählte Richtung so genau einhalten, und zu welchem Zweck ? Offenbar gibt es hier keine bevorzugte Richtung, die als Orientierungshilfe dienen könnte.
Die Denkmöglichkeit, die ganze Höhle samt Hyphen sei im weichen Zustand horizontal gestreckt worden, ist auszuschließen, denn infolge eines weiteren Zufalls sieht man noch eine gerade Hyphe in Abb.4: Sie ist kürzer und kreuzt die waagerechte Hyphe in der linken Hälfte des Bildes.
Eine denkbare Erklärung besteht darin, dass die Hyphen sich an zwei Stellen fest hielten und dazwischen durch Kontraktion gerade zogen. Es bleibt zu untersuchen, ob dieses Prinzip mit Strukturen wie in Abb.1 verträglich ist.

 H.-J. Weiss       2015

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