Was aussieht wie ein winziges erstes Blatt des Wurmfarns Dryopteris, aber
im Perm-Hornstein zwischen fossilen Resten des
Baumfarns Scolecopteris
gefunden wurde, könnte ein Keim von letzterem sein, gewachsen auf einem
flach liegenden Gametophyten (Abb.1).
Eine
alternative Deutung basierend auf der Tatsache, dass Rhizome und
Wedelstiele von Farnen oft mit Schuppen oder Auswüchsen von mancherlei
Form und Größe besetzt sind [1], ist nicht auszuschließen, scheint aber
weniger realistisch zu sein.
Abb.1: Erstes Blättchen einer Keimpflanze des Baumfarns Scolecopteris
aufrecht auf einem flach liegenden Gametophyten: Deutungsversuch.
Bildhöhe 2mm.
Die Blättchen wurden
bei der Suche nach dem "Madenfarn" Scolecopteris auf
Schnittflächen eines
Hornsteins unerwartet gefunden. Der stellenweise
durchsichtige Chalzedon ermöglicht einen Blick
in die Tiefe, so dass
ein räumlicher Eindruck entstehen kann, hier besonders in Abb.2
rechts. In der Mitte von Abb.2 ist die oberste Schicht der gewölbten
Epidermis
mit deutlicher Zellstruktur abgeschnitten. Ähnliche Formen wie in
Abb.1-3 sind von
eigenen Funden bekannt [2,3].
Auffällig ist die abweichende
Form in Abb.3. Es ist zu erwarten, dass solche Formen selten zu sehen
sind, weil ein langer Stiel nur selten genau in der Schnittfläche
liegt, aber häufiger mehr oder weniger quer zur Schnittfläche (Fig.4).
Abb.4a,b: Querschnitt des Stiels
eines Blättchens, (a) zweifach
vergrößert bezüglich Abb.1-3
zwecks beserer Sichtbarkeit,
(b) wie Abb.1-3
zwecks Vergleich. Bildbreite 0.7mm.
Abb.5 (rechts): Querschnitt
des oberen Teils eines Blättchens, gleiche Vergrößerung
wie Abb.1-3,4b, Bildgröße 1.34mm.
Dieser Querschnitt des gewölbten oberen
Teils eines keulenförmigen Blättchens (Abb.5) wurde an einem anderen
Hornstein
mit Scolecopteris
aufgenommen (Bu7/86).
Diese Bilder zeigen dass (1) die Zellengröße innerhalb eines Blättchens
stark variiert und (2) die erwartete blatt-artige Abflachung der
keulenförmigen "Blättchen"
in diesem frühen Stadium noch nicht vorhanden ist.
Der Fossiliensammler Gert
Müller
(Dresden + Düren) fand das Hornstein-Geröll (8.1kg), das Abb.1-4
geliefert hat, 2003 an der Fundstelle der "Madensteine" (an der Grenze
zwischen den Gemeinden Kleinnaundorf und Burgk, Freital). Es bietet
mehr interessante Details und wird aufbewahrt in der
eigenen Sammlung unter
Bu7/140. Abb.5 wurde aufgenommen vom Fundstück Bu7/86 (5.3kg)
von der gleichen Fundstelle (2001).
H.-J.
Weiss
2018
[1] K.U. Kramer,
J.J. Schneller, E.
Wollenweber: Farne und Farnverwandte. Stuttgart 1995
[2] H.-J.
Weiss: Keimpflanzen des Baumfarns Scolecopteris /Psaronius
aus dem Rotliegend (Unter-Perm). Veröff. Naturhist. Mus. Schleusingen
16(2001), 15-16.
[3] H.-J.
Weiss: Farnkeime im
Kieseltorf. Fossilien 19(2002), 263.