Glanz aus dem Devon
English version

Zellwände, die nach 400 Millionen Jahren noch glänzen, sind eine Betrachtung wert. Im Folgenden wird gezeigt, wie Oberflächen ihren originalen Glanz aus dem Devon bis jetzt bewahren konnten.
Die Fläche kann geschützt und unbemerkt im Chert gelegen haben, bis ein Riss sie offenlegte, wie in den folgenden Beispielen der Pilzkugeln, oder der schützende Chalzedon kann so durchsichtig sein, dass der Glanz sichtbar ist, wie im folgenden Falle der Armleuchteralge.
Die als Chlamydosporen oder Dauersporen bekannten ausdauerneden Pilzorgane sind kugelförmig aufgeblähte Hyphen, häufige Fossilien im unter-devonischen Rhynie Chert [1], aber selten so zahlreich und schön anzusehen wie auf dem 3mm-großen Fleck glatter Bruchfläche (Abb.1) an der Oberfläche des Fundstücks. Offenbar haben die gut verkieselten Kugeln nicht als mechanische Inhomogenitäten gewirkt, denn der Riss ging geradewegs hindurch und an manchen vorbei, so dass einige als ganze Kugeln unter der Bruchfläche zu sehen sind. Das auffällig unterschiedliche Aussehen der Kugeln in diesem Bild war zuvor in Rhynie Chert News 104 besprochen worden.
Devonian fungus resting spores in Rhynie chert
Abb.1: Ansammlung von Chlamydosporen im zersetzten Rest einer frühen Landpflanze, hier an der natürlichen Oberfläche eines Stückes Rhynie Chert. Bildbreite 3mm.

Ansammlungen wie in Abb.1 sind selten. Chlamydosporen sieht man gewöhnlich zerstreut in Pflanzenresten. Manche bieten einen auffallend schönen Anblick:
 Rhynie Chert News 163 .
Die Hyphen sind oft zersetzt und spurlos verschwunden.
Einen ungewöhnlichen Anblick bieten die Kugeln, die teilweise aus der Bruchfläche heraus ragen, wie in den folgenden Bildern.
Ein Riss, der unterwegs auf einen Einschluss trifft, kann gerade hindurch oder außen herum laufen. Beides ist in Abb.2 zufällig vom gleichen Riss im gleichen Material verwirklicht worden. Ein Vergleich mit Abb.1 lässt vermuten, dass das dunkle Aussehen mancher Oberflächen (wie auch in Abb.4) nachträglich durch Mikroben verursacht wurde und hier unwesentlich ist. Vergleiche erscheinen berechtigt, obwohl Abb.2-5 andere Fundstücke mit größeren Pilzkugeln (außer Abb.5) betreffen.
(Man beachte, dass Abb.2-7 doppelt so hoch vergrößert sind wie Abb.1.)
Alle diese kugeligen Gebilde, mehr oder weniger freigelegt von Rissen in der zerbrechenden Hornsteinschicht, wurden an den alten Oberflächen von Hornstein-Bruchstücken gefunden.
Es wird hier nicht versucht, diese Dauersporen speziellen Pilzen zuzuordnen.

 
fungus spheres fungus spherefungus spherefungus sphere


Abb.2: Zwei Dauersporen eines Pilzes im Rhynie Chert, freigelegt durch einen Riss, der eine durchquerte und die andere zur Hälfte herausschälte. Bildbreite  1.2mm.
Abb.3: Pilzkugel (Dauerspore) an der Oberfläche des Fundstücks. Kugeldurchmesser 0.39mm.
Abb.4: Dunkle Pilzkugel mit kleinen Abweichungen von der idealen Form, sichtbar am Lichtreflex. Kugeldurchmesser 0.44mm.
Abb.5: Kleine Pilzkugel, vergleichbar mit den durchsichtigen in Abb.1. Kugeldurchmesser 0.175mm.
devonische Armleuchter-Alge, beschichtet devonische Armleuchter-Alge, glatt und glänzend

Die Lichtreflexe in Abb.2-5 lassen erkennen, dass die Oberfläche nach dem Freilegen durch einen Riss nicht einer nachfolgenden Beschichtung ausgesetzt war. Zweifellos unbeeinflusst ist die Alge im Kieselgel, jetzt Chalzedon im Rhynie Chert (Abb.6), denn sie lag niemals frei.
Das durch den klaren Chalzedon eindringende Licht wird an der Oberfläche der Alge teilweise reflektiert. Dieser Anteil läuft wieder durch den Chalzedon und wird vom Betrachter als Spiegelglanz gesehen. Das in die Alge eindringende Licht geht durch deren Inneres und wird an der Rückwand teilweise reflektiert. Es gelangt zum Beobachter, nachdem es 7 Hindernisse im Lichtweg überwunden hat, jedes mit Intensitätsverlust: zweimal äußerer Chalzedon, zweimal vordere Algenwand, zweimal Chalzedon in der Alge, einmal Reflexion an der Rückwand. Die verbleibende Intensität reicht aus für einen schwachen Glanz an der Rückwand, sichtbar in Abb.6 neben dem starken Glanz an der Vorderseite.
Gleiche Vergrößerung für Abb.2-7. Siehe auch
Rhynie Chert News 74
.

Abb.6: Devonische Armleuchter-Alge mit Glanz, klarer Chalzedon außen und innen. Bildbreite 0.6mm.

Abb.7: Devonische Armleuchter-Alge, beschichtet mit Quarz, in einem Hohlraum im Hornstein. Bildbreite 0.3mm.

Spiegelnde Flächen sind glatt bis in den sub-µm-Bereich. Kieselsäurelösungen mit hoher Übersättigung bilden Kieselgel, das die Oberflächengüte glatter Flächen konservieren kann: Abb.6. Schwache Übersättigung begünstigt die langsame Bildung und Ablagerung winziger Quarzkristalle, auch auf zuvor glänzenden Flächen wie in Abb.7, wo ein anderes Exemplar der gleichen Alge in einer früher wassergefüllten und jetzt leeren Höhle im gleichen Fundstück zu sehen ist.
Das unterschiedliche Aussehen der gleichen Alge in Chalzedon (Abb.6) oder in Luft (Abb.7) ist wesentlich durch die Lichtstreuung bedingt. Der Chalzedon in Abb.6 ist durchsichtig und deshalb unauffällig. Die mit winzigen Quarzkristallen besetzte Alge in Abb.7 streut und verteilt das einfallende Licht, so dass sie heller ist als das perfekt konservierte Exemplar in Abb.6.
Fundstücke (Gewichtsangaben für die ungeteilten Stücke):
Abb.1: Rh12/160.9 (0.54kg), 2007 gefunden;   Abb.2: Rh2/226.2 (32g), 2014 gefunden von S.W.;   Abb.3: Rh2/166.1 (0.36kg), 2011 erhalten von Shanks;
Abb.4: Rh12/166.1 (45g), 2006 gefunden;       Abb.5: Rh2/354 (62g), 2014 gefunden von S.W.;      Abb.6,7: Rh5/3.2B, Rh5/3.2A (1.5kg) 2001 gefunden von S.W.;
 
H.-J. Weiss    2021

[1] T.N.Taylor, M. Krings, E.L. Taylor: Fossil Fungi, Elsevier 2015.

177
Übersicht
Rhynie Chert News
deutsch
Verkieselung
Rhynie Chert
deutsch