Ventarura als Wunderblume
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Ventarura cross-sectionDer Hornstein von Rhynie hat nicht nur mehrere Arten von Pflanzen und kleinen Tieren geliefert, die sonst nirgends gefunden wurden, sondern dazu auch seltsame Strukturen, wie spaßige Gesichter, krautiges Gemüse, oder Wunderblumen. Eine solche ist hier zu sehen. Sie könnte  "Die Dunkle Blume" darstellen, ein Symbol von Faszination und Verlangen im gleichnamigen Roman von 
J. Galsworthy.
Das ungewöhnliche Aussehen verlangt hier eine Erklärung. Was im Bild als Blume erscheint, ist ein Querschnitt des unteren Teils der zuletzt entdeckten Landpflanze im Hornstein von Rhynie (Unter-Devon), Ventarura, in einem sehr ungewöhnlichen Erhaltungszustand. Das wäre nicht erkannt worden, wenn nicht viele andere Querschnitte in der Umgebung als Ventarura zu erkennen wären. Außerdem ist auf den 6 Schnittflächen der 4 Teile dieses Fundstücks keine andere Art zu sehen. Folglich kann es als sicher gelten, dass der vorliegende Querschnitt Ventarura zeigt, obwohl er mit keinem der anderen ca. 500 Schnitte auf den Schnittflächen des Fundstücks vergleichbar ist. Es soll hier versucht werden, das seltsame Aussehen mit der  Gewebestruktur der Pflanze in Verbindung zu bringen.
Im vorliegenden Falle kann man verschiedene konzentrische Zonen unterscheiden. Das Xylem im Zentrum ist zerfallen, aber wenige der kleinen Zellen sind noch vorhanden, angeordnet als schwarzer Ring mit Lücken. Die kleinen leuchtend hellen Punkte ziehen den Blick auf sich und verstärken die Illusion einer Blume. Es sind mineralische Ausscheidungen am Rande des Xylems. Der anschließende breite Ring aus dünnwandigen Zellen, die ein deutlich sichtbares Netz bilden, wird als Phloem gedeutet. Der dunkle
Fleck inmitten jeder Zelle ist wahrscheinlich der Rest des mehr oder weniger geschrumpften Zellplasmas. Die äußeren Zellen dieses Ringes sind viel größer, wie die Zellen des angrenzenden größten Teils des Gewebes, Cortex oder Rinde genannt.
Weiter außen bietet die breite Rinde einen ganz anderen Anblick. Die ehemalige Zellstruktur ist durch blassgraue Flecken mit verstreuten dunklen Punkten angedeutet, vermutlich die Reste von Pilzbefall.
Anhand zahlreicher Fundstücke ist bekannt, dass die in diesem unter-devonischen Lebensraum reichlich vorhandenen Pilze (parasitische, symbiotische, saprophytische) das Aussehen lebender und toter Pflanzen stark verändern können, bevor diese zu Hornstein werden. Deshalb müssen die Auswirkungen von Pilzbefall auch hier in Betracht gezogen werden. Der Pilz, der bekanntlich einen Teil des Rindengewebes anderer Pflanzen im Rhynie Chert befällt, im Querschnitt als lockerer konzentrischer Ring sichtbar, könnte auch hier beteiligt sein. Weiter außen sieht das Rindengewebe wieder mehr "normal" aus, mit sichtbaren Zellwänden.
Man beachte, dass auf diesem Querschnitt nicht der 
Ring aus gut erhaltenem Rindengewebe vorhanden ist, der für die oberen Teile dieser Pflanze typisch ist. Deshalb ist anzunehmen, dass hier der Querschnitt des Rhizoms oder des unteren Teils eines Sprosses abgebildet ist. Vielleicht ist der erwähnte Ring noch rätselhafter als die Effekte, die zu der hier abgebildeten konzentrischen Struktur beigetragen haben.

H.-J. Weiss     2016
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