Rieselnde Kieselflocken -- verewigt im Rhynie-Hornstein
Dieses Bild kann die Illusion vermitteln, es sei eine
Momentaufnahme während der Hornsteinbildung, mit rieselnden weißen
"Flocken", die sich wie Schnee am Grunde und an
schrägen Wänden eines Hohlraumes absetzen. Dieser
Hohlraum war damals mit kieselhaltigem Wasser gefüllt,
jetzt mit Chalzedon, mit Ausnahme kleiner Höhlen rechts am Rand, die
mit Quarzkristallen ausgekleidet sind.
Abb.1: Ehemals
wassergefüllter Hohlraum in Kieselgel, der jetzt die
Ausfällung
winziger Flocken oder Körnchen veranschaulichen kann.
Bildbreite Abb.1-3: 11mm.
Die Vorgänge, die hier
beteiligt waren, lassen sich rekonstruieren: Es begann mit umgefallenen
im Wasser liegenden Pflanzen, deren Zersetzungsprodukte das
kieselhaltige Wasser veranlassten, Kieselgel um die Pflanzen herum zu
bilden, wobei
wassergefüllte Hohlräume dazwischen übrig blieben. Sobald
das gelöste SiO2
aufgebraucht war, blieb
die Oberfläche des Gels unverändert,
was es den Mikroben ermöglichte, dort zu siedeln und
schwarze Beläge zu hinterlassen. (Siehe
auch Rhynie
Chert News 83,
)
Es ist bemerkenswert, dass später in die wassergefüllte Höhle
eingedrungenes SiO2
nicht vom Kieselgel der Höhlenwand eingefangen wurde, sondern weiße
Flocken oder Körnchen bildete, die
zu Boden sanken oder sich auf
Kanten der Höhlenwände absetzten. Später
wurde das Wasser gel-artig, so dass die Flocken oder Körnchen nicht
mehr sanken und nun als
weiße Pünktchen scheinbar im Raume schweben (Abb.1).
Die Gelbfärbung ist anscheinend später entstanden, unabhängig von der Ausfällung.
Abb.2 (unten): Ehemals
wassergefüllter Riss im
Kieselgel mit silikatischen
Ablagerungen, vorwiegend
auf der unteren
Rissflanke; deformierter
Querschnitt von Aglaophyton
links
oben.
Die Ausfällung war
nicht auf die anfangs entstandenen Hohlräume beschränkt, sondern
geschah auch in wassergefüllten Rissen. Die variable
Rissöffnung in Abb.2 beweist, dass alles noch weich war. Ein dünner
schwarzer Mikrobenbelag auf den Bruchflächen
ist hier
weniger auffällig als in
Abb.1. Auch hier kam
die gelbe Ausfällung
später hinzu.
Beachtenswert
sind die zwei kleinen parallelen schwarzen Streifen, die
die horizontale Richtung
während einer frühen Phase der Verkieselung angeben. (Siehe auch
Rhynie
Chert News 75.)
Abb.3 (rechts): Schlecht erhaltenes Aglaophyton als
Querschnitte, umgeben
mit blassem Kieselgel;
ehemals wassergefüllte Hohlräume mit Quarzkörnern
oder leer.
Es wird aus Abb.3
verständlich,
dass die Folge der Ereignisse mit umgefallenen, überfluteten und sich
zersetzenden Pflanzen begann, die das kieselhaltige Wasser dazu
veranlassten, blasses Kieselgel zu bilden, das die Pflanzen einhüllte.
An der Oberfläche des Gels entstanden Mikrobenbeläge, die hier als
dünne schwarze Linien am Rande des Gels
erscheinen. Bei zuletzt niedriger
Konzentration von SiO2
im Wasser konnten Quarzkristalle
sehr langsam wachsen, auch in geschlossenen Hohlräumen, wo SiO2
eindiffundierte. Durch Diffusion verschwand später das Wasser
aus den Höhlen.
Sample: Rh2/10 (5.48kg)
obtained from M. Shanks in 2000, here Part3 (3.31kg).
H.-J.
Weiss
2022
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