Vielfalt in einem Stück roten Hornsteins 
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Rote Hornsteine von wenigen Fundstellen im Döhlener Becken nahe Dresden waren durch Verkieselung von SiO2-haltigem Wasser und Sumpf mit hinein gefallenen Pflanzenteilen entstanden. (Die Behauptung in [1], dass "Hornsteine ... sich erst nach Ablagerung der umliegenden Gesteine gebildet haben", ist falsch.)     
Scolecopteris pinnules
Abb.1: Querschnitte von Fiederblättchen eines Baumfarns in farbigem Hornstein. Bildbreite 5mm.

Abb.2: Mineralogische und biologische
Bildungen in einem alten Bruchstück
        einer mehr als 23cm dicken roten Hornsteinschicht, gelb und rot durch Fe-Oxide.
        Gleiches Fundstück und gleiche Vergrößerung wie Abb.1. 
Bildbreite 11mm.     

Die Querschnitte der 
Fiederblättchen des Baumfarns Scolecopteris in Abb.1 lassen erkennen, dass der Hornstein im Perm in einem Sumpf entstand, in den Pflanzenteile gefallen waren.

 
Als die permzeitlichen Sedimente teilweise vom vorrückenden kreidezeitlichen Meer erodiert wurden, zerbrachen die harten Hornsteinschichten und wurden zu Strandgeröllen, die dann in den Kreidesandstein gelangten. Im Tertiär erodierte der Sandstein teilweise, wobei die Hornsteine wieder frei kamen. Aus Fundtücken ist zu schließen, dass diese Schichten bis ca. 30cm dick waren.
Zu jener Zeit gab es im Döhlener Becken keine tiefen Täler, so dass die Hornsteine zunächst auf der kreidezeitlichen Ebene liegen blieben. Als im Quartär tiefe Täler entstanden, blieben Hornsteine nur auf den Resten der ehemaligen Hochfläche erhalten, wo sie jetzt in Ablagerungen tertiärer und quartärer Wasserläufe zu finden sind. Kleine Reste anhaftenden Sandsteins sind Zeugnisse ihrer wechselvollen Geschichte.     
Permian chert, details resulting from various processes
Die vielfältigen Strukturen in Abb.2 sind teils noch rätselhaft. Die großen Teile
in Gelb und Rot beiderseits des ehemaligen wassergefüllten Hohlraumes in der Mitte sind anscheinend Süßwasser-Stromatolithen, schichtweise gebildetes Kieselgel mit Blaualgen (?) an der Oberfläche jeder Schicht, deren Sauerstoffproduktion die Abscheidung gelber und roter Eisenoxide bewirkte und damit die dünnen Schichten färbte, hier weniger deutlich als in Permian Chert News 43.
Im wassergefüllten Hohlraum schwimmende Blaualgen schieden Eisenoxid als winzige Körnchen ab, die im Wasser langsam sanken, aber keinen Bodensatz bildeten, sondern eine gelbe fluide Suspension, die als schwere Flüssigkeit eine waagerechte Grenzfläche zum darüber befindlichen Wasser bildete und zu gelbem Kieselgel wurde.
Danach belegten sich die Wände des Hohlraumes mit bläulichem Kieselgel, dessen Färbung nicht durch einen Farbstoff zustande kommt, sondern durch Beugung des Lichts an µm-großen Gebilden, die im farblosen Kieselgel gewachsen waren.
Viel später wuchsen Quarzkristalle im Wasser, sehr langsam, entsprechend dem Nachschub von SiO2 durch Diffusion
von außen.
Obwohl interessant, muss einiges hier unerklärt bleiben. Sehr dünne F
olien in klarem Chalzedon wie in Abb.2 rechts unten, wunderlich geformt, mit Schatten, die den räumlichen Eindruck verstärken, und andere rätselhafte Strukturen sind in diesen roten Hornsteinen nicht selten.

H.-J. Weiss    2023

[1] R. Rößler, T. Zierold, F. Spindler, F. Rudolph : Strandsteine ... ;   Veröff. Mus. Naturkunde Chemnitz 30(2007), 5-24.
[2] P. Freytet, E. Verrecchia: Freshwater organisms that build stromatolites: A synopsis ...  Sedimentology (1998), 45, 535-563.
Scolecopteris pinnule cross-section, Sardinia Permian Chert News 44
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