Mehrfache Leitbündel in einer rätselhaften unter-permischen Pflanze aus dem Döhlener Becken
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Mehrfache Leitbündel sind von fossilen Baumstämmen bekannt: Bandförmige Stränge aus Primärxylem laufen im Zentrum der Psaronius-Baumfarne entlang, wobei deren Zahl mit der Höhe zunimmt [1,2]. Hölzerne Stränge verschiedener Form gibt es in den Stämmen von Samenfarnen und Rhexoxylon, einem Baum unklarer Zuordnung aus Ober-Trias /Unter-Jura. Dünne mehrfache Stränge wurden in den Wedelstielen einiger paläozoischer Samenfarne gefunden [3]. Doppelte Leitbündel sind eine übliche Erscheinung im unter-devonischen Hornstein von Rhynie, wo das zentrale Leitbündel von Nothia sich gabelt und die Zweige parallel nebeneinander wachsen, bis der Spross sich viel später gabelt. Auf diese Weise können auch 4-fache Leitbündel entstehen, oder 3-fache wenn die Gabelung der Zweige nicht gleichzeitig erfolgt. Einen besonderen Typ unsymmetrischen Wachstums nach Gabelung des Leitbündels gibt es bei Trichopherophyton.
multiple xylem strands, Lower Permian
Abb.1: Mehrfache Leitbündel in einem rätselhaften Pflanze
nquerschnitt aus dem Unter-Perm, Bildbreite 7mm.

Die Leitbündel in einem Hornstein-Fundstück aus dem Döhlener Becken passen anscheinend zu keinem der oben erwähnten Typen. Leitbündel sind meist besser erhalten als das umgebende Gewebe. Letzteres ist hier fast ganz verschwunden. Außer den Leitbündeln ist eine gemeinsame Hülle gut erhalten geblieben, wahrscheinlich aus Sklerenchym bestehend, und außen herum die hier kaum sichtbare Epidermis mit 25-40µm breiten Zellen. Es gab ein Gewebe zwischen Hülle und Epidermis, stellenweise angedeutet durch einen leeren Zwischenraum oder durch zusammengedrückte Zellen. (Unterhalb der Hülle mit den 8 Leitbündeln sieht man zwei dünnwandige zusammengedrückte leere Hüllen ohne erkennbaren Zusammenhang mit den übrigen Bestandteilen.)

kinked xylem strand, Lower PermianAbb.2: Geknicktes Leitbündel mit Zellen sowohl quer (links außen) als auch längs geschnitten. Man beachte die schwach angedeutete Anordnung von Tüpfeln auf einigen der Zellwände. Bildbreite 1.6mm.


Die Grobstruktur der Querschnitte mit einzelnen Strängen von Primärxylem in einer gemeinsamen Hülle (Abb.1) erinnert an das Zentrum der Psaronius-Baumfarne, aber die getüpfelten Zellwände der Tracheiden (Abb.2) und die seltsamen quer zum Strang orientierten Zellen passen anscheinend nicht zu solcher Deutung. Die Querschnitte sind sowohl ähnlich denen der Wedelstiele von Samenfarnen, wie
Stenomyelon [3], als auch deutlich verschieden davon.
Einzelne Sporangien, ähnlich denen der leptosporangiaten Farne, farnartige Blättchen, und Pflanzenreste unklarer Zuordnung tragen zu dem verwirrenden und faszinierenden Eindruck bei, den dieses Hornstein-Fundstück vermittelt.

Fund (bisher einziger dieser Art): Wolfgang Schwarz (1952-2012).

H.-J. Weiss
      2013

[1]  G.W. Rothwell, A.H. Blickle: Psaronius magnificus ..., J. of Paleontology 56(1982), 459-468.
[2]  H. Steur, H. de Kruyk: Psaronius, een boomvaren ... (in Dutch), Grondboor & Hamer nr. 3/4 (2004), 75-83.
[3]  T.N. Taylor, E.L. Taylor, M. Krings: Paleobotany, Acad. Press 2009
Scolecopteris pinnule cross-section, Sardinia Permian Chert News11
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