Wirkliche und scheinbare Risse in rotem Hornstein
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Diese Schnittflächen roter Hornsteine aus dem Döhlener Becken (Perm) sollen auf die unverstandene Entstehung "scheinbarer Risse" aufmerksam machen. spooky shape in deformed layer stack

Abb.1: Fossilführender Perm-Hornstein mit Schichtstapel: deformiert, dann verkieselt, gerissen, ausgeheilt, gefärbt.  Bildbreite 11mm.

Ein Stapel dünner Schichten, wahrscheinlich mittels Blaualgen im Wasser entstanden, zunächst eben wie unten im Bild, dann stark deformiert durch einen quer hindurch gewachsenen Pflanzenteil links im Bild, dann zu hartem Hornstein verkieselt, der zerbrach und dabei einen Riss bildete, der unbeeinflusst von der unterschiedlichen Orientierung der Schichten nahezu gerade durch den Stapel lief. Daran ist zu erkennen, dass die Substanz hart und mechanisch isotrop geworden war.

Der Spalt des Risses muss sehr schmal gewesen sein, denn die dünnen Schichten lassen keine Unterbrechung erkennen. Der nachträglich verfüllte Spalt ist in den auffälligen dunklen Flecken als blasse Linie zu sehen und dazwischen als dunkle Linie.
Ein anderer (vermutlich wirklicher) Riss in Abb.1 hatte gelöstes Eisen irgendwie veranlasst, sich längs als hellroter Hämatit anzulagern, wodurch das seltene Bild entstand. Weniger selten sind rote Streifen wie in Abb.2,3, die hier kurz "scheinbare Risse" genannt werden.

Abb.2: Stapel mikrobieller Schichten, verkieselt zu Chalzedon, gerissen, Riss im Stapel ausgeheilt mit Quarz; rot gefärbter "scheinbarer Riss", den Stapel und den ausgeheilten Riss querend. Bildbreite 3.5mm.

real and illusory crack
Wie in Abb.2 ersichtlich, ist der rote Streifen eine späte Bildung, denn er quert Strukturen, die zweifellos zuvor vorhanden waren: Stapel und wirklicher Riss. (Die Füllung aus sprödem Quarz war zerbrochen und nach dem Trennen teilweise herausgefallen.)
Der rote Streifen ist nicht ein früherer breiter Riss, denn bei genauer Betrachtung ist leicht erkennbar, dass er die dünnen Schichten des Stapels nicht unterbrach. Man könnte vermuten, ein sehr schmaler unsichtbarer Riss sei im roten Streifen verborgen. Das kann nicht völlig ausgeschlossen werden, ist aber unwahrscheinlich, weil ähnliche rote Strukturen in anderen Fundstücken so geformt sind, dass eine Deutung als verborgene Risse im Inneren unmöglich erscheint.
Die rätselhaften roten Streifen in Abb.3 ("scheinbare Risse"), meist Schnittflächen verworren gestalteter räumlicher Strukturen, waren in den Stapeln dünner Schichten gewachsen, nahezu unbeeinflusst von deren Textur.



enigmatic red shapesAbb.3: Verworrene Struktur rätselhafter Entstehung, einen verkieselten Stapel dünner Schichten durchdringend. Bildbreite 8mm.


Die "scheinbaren Risse" in Abb.3 drangen anscheinend ziellos durch den festen Hornstein, ohne den Stapel zu verlassen. Auch wirkliche Risse in Abb.2 und Abb.3 (rechts) blieben auf den Stapel beschränkt, weil sie entstanden, als der Stapel schon fest war und die Umgebung noch weich.
Weitere Beispiele seltsamer roter Strukturen, wahrscheinlich als letzte Bildungen in fester silikatischer Substanz entstanden, werden in Permian Chert News 18, 27, 28, 36, 37, 38 vorgestellt.
Die dünnen Schichten in den Stapeln werden hier Mikrobenschichten genannt, obwohl die einzelnen Mikroben nicht gesehen wurden. Gelegentlich sichtbare winzige körnige oder zellen-artige Strukturen sind möglicherweise von Mikroben gebildete Pseudozellen.

Die roten Gebilde ohne Bezug zu
Fossilstrukturen kamen offenbar durch Diffusion gelösten Eisens und dessen nachfolgende Oxidation und Abscheidung als Hämatit zustande, kombiniert mit der noch zu findenden rätselhaften Ursache für die oft scharf begrenzten seltsamen Formen.

Abb.1,2,3: Funde H/333.2, H/375.1, H3/102, gefunden 2001 bei Hänichen, Döhlener Becken.

H.-J. Weiss    2022
Scolecopteris pinnule cross-section, Sardinia Permian Chert News41
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