Kleine kantige Klumpen in Kieselholz  ---  keine Koprolithen
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Zellengroße Klumpen im Kieselholz werden oft als Hinweise für die Anwesenheit holzfressender Tiere gedeuet. Solche Deutungen sind mit offensichtlichen Widersprüchen belastet, die keiner der Autoren diesbezüglicher Publikationen bemerkt hatte: Die Klumpen sind oft eckig und kantig, mit ebenen Seitenflächen wie die Wände der Zellen. Folglich sind sie keine Koprolithen, sondern in den Zellen gewachsene Klumpen.
angular clots in Psaronius empty and filled Psaronius root cells angular clots in woodclots inside and outside wood cells
Abb.1: Angebliche Koprolithen [1]: Klumpen, geformt wie die Innenräume ehemaliger Zellen.
Abb.2: Zellen einer Wurzel von Psaronius [2], leer oder mit schwarzer Füllung.
Abb.3: Holzgewebe, angeblich durch Milbenfraß geschädigt [3]; keine Koprolithen, kantige Klumpen.
Abb.4: Ähnlich Abb.3; runde Klumpen, reihenweise
in Zellen gewachsen und freigesetzt [4].
bugs in tree fern
Nach viel vergeblichem Gerede von Experten über "Milbenkot" ohne Milben ergab sich eine Überraschung: Der Fossiliensammler Gert Müller, von Beruf Zimmernmann, hat in einem Hornstein seltene Arthropoden in ihren Gängen im Pflanzengewebe gefunden (Abb.5), aber nichts in diesem Bild sieht aus wie zugehörige Koprolithen.
G. Müller hatte als Erster begründete Zweifel an dem angeblichen Milbenkot in [2] geäußert.

Abb.5: Arthropoden-(Larven ?) in zerfallendem Baumfarn-Gewebe in Hornstein (Unter-Perm, Döhlener Becken, Sachsen. Bildbreite ca. 3mm. Fund und Foto: Gert Müller [5].

Anscheinend hat keiner der Autoren der zahlreichen Publikationen zu angeblichem Milbenkot in Kieselholz gesehen, was man in wenigen Bildern wie den hier ausgewählten sehen konnte: Die zellengroßen Klumpen sind kein Milbenkot. Das war schon 2007 und später noch mehrmals erklärt worden [6]. Befürworter der Koprolithen-Hypothese akzeptierten das stillschweigend, indem sie 2017 in einer neuen Publikation [7] zum alten Fund in [2] die Koprolithen samt Fehldeutung einfach nicht mehr erwähnten. Daraus ergibt sich die Frage, was die Klumpen sein könnten, wenn nicht Koprolithen. Die Antwort ist in Publikationen zu den Frühen Landpflanzen aus dem Devon zu finden, die oft vom Pilz Glomites befallen sind. Die winzigen Hyphen jenes P
ilzes bilden dichte Knäuel, die als dunkle Klumpen in den Zellen erscheinen, und sie können sich zu benachbarten Zellen ausbreiten [8]. Wahrscheinlich hat ein Pilz auch die Klumpen im Kieselholz erzeugt.  
In Anbetracht mehrerer fehlerhafter Publikationen von R. Rößler und Z. Feng zu Koprolithen im Kieselholz sollte man die Publikation [9] mit Vorsicht betrachten.

H.-J. Weiss     2023

[1]   R. Rößler: The late palaeozoic tree fern Psaronius - an ecosystem unto itself. Rev. Palaeobot. Palyn. 108(2000), 55-74.
[2]  M. Barthel, M. Krings, R. Rößler: Die schwarzen Psaronien von Manebach, ihre Epiphyten, Parasiten und Pilze. Semana 25(2010), 41-60.
[3]   R. Rößler, R. Kretzschmar, Z. Feng, R. Noll: Fraßgalerien von Mikroarthropoden in Konifernhölzern des frühen Perms von Crock, Thüringen.
       Veröff. Mus. Naturkunde Chemnitz 37(2014), 55-66.
[4]   Z. Feng, J.W. Schneider, C.C. Labandeira, R. Kretzschmar, R. Rößler: A specialized feeding habit of Early Permian oribatid mites.
       Palaeogeography, Palaeoclimatology, Palaeoecology 417(2015), 121-124.
[5]   Gert Müller: private communication.
[6]  H.-J. Weiss: 6. Chert Workshop 2007, Naturkunde-Museum Chemnitz.
[7]  M. Krings, C.J. Harper, J.F. White, M. Barthel, J. Heinrichs, E.L. Taylor, T.N. Taylor: Fungi in a Psaronius root mantle from the Rotliegend (Lower Permian) of Thuringia,
       Rev. Pal. Pal. 239 (2017), 14-30.
[8]  H. Kerp: De Onder-Devonische Rhynie Chert ... . Grondboor & Hamer 58(2004), 33-50.
[9]  Z. Feng, M. Bertling, R. Noll, A. Slipinski, R. Rößler: Beetle borings in wood with host response in early Permian conifers from Germany, Paläontol. Z. (July 2019).
quartz crystal with wood inside
Fossil Wood News 45
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