Calamiten-Nachwuchs
English version

Die paläozoischen Schachtelhalm-Bäume, bekannt als Calamiten [1], sind auf verschiedene Weise als Fossil überliefert: Nicht selten sind "Abgüsse" des Stammes [2] oder des inneren Hohlraums ("Steinkerne"), zusammengedrückte Stämme und Abdrücke der Zweige und Blätter im Sedimentgestein zwischen Kohleflözen [3]. Gut verkieselte Exemplare sind selten, besonders solche von Arten mit kompakten Holzstämmen, die bei grober Betrachtung wie Nadelholz aussehen und sehr groß sein können ([4], siehe Fossil Wood News 15).
Im folgenden werden die unauffälligen winzigen Jungpflanzen betrachtet, die anscheinend geeignete Stellen des Bodens oder Schlammes zahlreich bedeckten. In den Hornsteinen des Döhlener Beckens (Unter-Perm) gibt es Calamiten als seltenere Beimengung neben Baumfarnen im verkieselten Sumpf, oder als reine Bestände von Jungpflanzen, liegend, flach gedrückt und ausgerichtet, als seien sie von einer Flutwelle umgeworfen (Abb.1).

kleine Calamiten in Hornstein liegend, Perm18 Calamiten-Querschnitte auf 20 QuadratzentimeterAbb.1: Hornstein-Schnittfläche mit 18 oder mehr Querschnitten kleiner Calamiten unterschiedlicher Größe auf 20cm2, ausgerichtet und flach gedrückt.
Bildbreite (= Rahmen
in der Zeichnung) 5cm.

Abb.2 (unten): Calamit im Hornstein, aufrecht stehend verkieselt. Man beachte die Querschnitte der aufrechten borstenförmigen Blätter nahe am Stamm (rechts). Stammdurchmesser 5mm.

winziger Calamit aufrecht in Perm-Hornstein
Gut erhaltene kleine Calamiten sind anscheinend im Hornstein sehr selten. Das Exemplar in Abb.2 ist der einzige derartige Fund. Häutungsreste des wasserbewohnenden Kleinkrebses Uronectes im gleichen Fundstück belegen, dass es untergetaucht im Sumpfwasser verkieselte.

Es sei erwähnt, dass Abb.2 als Zweig gedeutet wurde [5]. Die hier vorgeschlagene andere Deutung beruht auf folgenden Beobachtungen:
Das Objekt steht in der Hornsteinschicht senkrecht. Es ist nicht viel länger als 3cm. Die Blätter sind borsten-förmig und steif aufrecht, nach oben hin schwach zusammen neigend.
Das lässt folgendes bedenken: Zweigbruchstücke wären sehr wahrscheinlich länger, flach in der Schicht liegend, und hätten breite abstehende Blätter, was zur Annahme berechtigt, das vorliegende Exemplar sei kein solches.

Abb.3 (unten): Ausschnitt aus Abb.2. Man beachte das beginnende Wachstum des Holzes mit kleinen Zellen an der Außenseite der roten Flecken, den Anfang der "Markstrahlen" dazwischen, das deutlich sichtbare großzellige Rindengewebe, und ganz außen die leicht verschobene Epidermis. Bildbreite 2.5mm.
Anmerkung 2016: Ein Ausschnitt von Abb.3 ist in [6], Abb.75a, um einen Faktor 2.8 zu klein.
winziger Calamit, deutliche Gewebestruktur
Das zentrale Mark und die Protoxylem-Stränge sind verschwunden. Letztere haben Kanäle hinterlassen, die hier durch Hämatit rot gefärbt sind. Die roten Flecken markieren die Spitzen der Holzkeile, die gewachsen wären, wenn das Pflänzchen weiter gelebt hätte. Bemerkenswert ist der Erhaltungszustand der Rinde mit ihren großen Zellen. Die äußere Hülle mit der Epidermis ist anscheinend abgelöst und leicht verschoben.

Fotos Abb.2,3: M. Barthel.  Die Fundstücke werden in der eigenen Sammlung aufbewahrt.
Abb.1: Bu4/59.3, 1995 gefunden, Freital-Burgk, Grundstück F.+ U. Lippert, Bernhardts Weg 25.
Abb.2: Bu7/46.1, 2000 gefunden, Freital-Kleinnaundorf, Baugebiet Kohlenstr.,
Typuslokalität des Baumfarns Scolecopteris.

H.-J. Weiss     2012

[1]  T.N. Taylor et al.: Paleobotany. Elsevier 2009
[2]  W.A. DiMichele, H.J. Falcon-Lang: Calamitalean "pith casts" reconsidered.
       Rev. Palaeobot. Palyn. 173(2012), 1-14.
[3]  W. Reichel, M. Schauer: Das Döhlener Becken bei Dresden. Bergbau in Sachsen, Band 12. Freiberg 2006.
[4] R. Rößler, R. Noll: The largest known anatomically preserved calamite, an exceptional find from the petrified forest of Chemnitz.
      Rev. Palaeobot. Palyn. 140(2006), 145-62.
[5]  M. Barthel: Paläobotanische Aspekte des Döhlen-Beckens. Veröff. Museum für Naturkunde Chemnitz 27(2004), 17-28.
[6]  M. Barthel: Die Rotliegendflora der Döhlen-Formation. Geologica Saxonica  61 (2) 2015, 105-238.
Scolecopteris pinnule cross-section, Sardinia Permian Chert News10

Übersicht
Hornstein-Nachrichten
Permian Chert News
deutsch
Verkieselung
Fossilführende Hornsteine