Angebliche fossile Fraßgänge in Holz und deren mögliche Bildung
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Kleine Bereiche verschwundenen Gewebes in fossilem Nadelholz wurden wiederholt mit holzfressenden Hornmilben [1] oder mit unbekannten Tieren [2] in Verbindung gebracht, was in 
Fossil Wood News 4 und 5 widerlegt wurde. Obwohl es leicht zu erklären ist, warum die kleinen Hohlräume nicht das sind, wofür sie gewöhnlich gehalten wurden, ist es nicht offensichtlich, wie sie wirklich entstanden sein könnten. Dunkle Klumpen wurden als Beleg für die Deutung als Fraßgänge mit Koprolithen angesehen. Was dagegen spricht, wurde ignoriert: Oft ist der angebliche Fraßgang nicht nicht breiter als die angeblichen Koprolithen (Abb.1). Außerdem passen Form und Größe der angeblichen Koprolithen oft zu Form und Größe der benachbarten Zellen, und ein Klumpen kann sich innerhalb einer Zelle befinden. (Siehe auch Kommentar zu [2].) 
Angeblicher Hornmilben-Fraßgang mit Koprolithen
Abb.1 (rechts): Angeblicher Fraßgang mit Koprolithen in verkieseltem Nadelholz, Unter-Perm, Detail aus Fig.17 in [2]. Offensichtlich sind die angeblichen Korpolithen mit dunkler Substanz gefüllte Zellen. 
Angeblicher Hornmilben-Fraßgang mit Koprolithen
Abb.2 (links): Angeblicher Fraßgang von Hornmilben in Nadelholz, mit kantigen Klumpen, in [1] als Koprolithen gedeutet, Detail aus Fig.3C in [1].

Man kann Abb.1 als eine Art Holzfäule auffassen, die von Zelle zu Zelle wandert, aber Abb.2 verlangt anscheinend eine kompliziertere Erklärung. Die eckige Form der Klumpen deutet an, dass auch diese in Zellen eingezwängt waren wie jene in Abb.1, und freigesetzt wurden, als die Zellwände zerfielen. Ungewöhnlich ist in Abb.2 der kreisförmige Querschnitt des Hohlraumes. Deshalb ist es interessant, dass in einem rätselhaften Prozess runde Löcher im Holz entstehen können, wie man in Abb.3 sieht.  rätselhafter Holzschaden ähnlich einem Fraßgang


Abb.3: Stark deformiertes Holz: innen gedehnt, außen gedrückt, Ursache unbekannt.
Man beachte die durchgehenden Zellreihen vom aufgeblähten Holz zum gedrückten Holz unten. Breite des Hohlraumes 2mm.

Offenbar ist das Holz im Innern des rätselhaften Hohlraumes gebläht und in der Umgebung gedrückt. Wahrscheinlich erfolgte die Deformation nicht im lebenen Baum, sondern im toten Holz mit noch intaktem Gewebe bei verminderter Festigkeit infolge teilweiser Zersetzung.

Die Kompression lässt sich auf zwei Ursachen zurückführen: die radiale Expansion unbekannter Ursache und eine überlagerte Scherdeformation der weiteren Umgebung. Die Scherdeformation war so orientiert, dass sie Druck von rechts oben und links unten bewirkte, was sich an der Konzentration des gedrückten Gewebes rechts oben und links unten zeigt und vielleicht auch an der Abweichung von der Kreisform.

Bemerkenswert sind auch die durchgehenden Zellreihen dort wo das aufgeblähte Holz unten in das gedrückte Holz übergeht. Damit ergibt sich die Frage, warum außer an der Verbindungstelle ein breiter Spalt zwischen aufgeblähtem und gedrücktem Holz vorhanden ist.

Diese Beobachtungen reichen nicht aus, um erklären zu können, was hier vor dem Verkieseln des Ganzen geschah. Man kann nur vermuten, es sei ein weiteres der verschiedenen Beispiele für das Wirken von Pilzen oder Mikroben.
Jedenfalls liegt hier der Beweis vor, dass kleine Löcher im Holz nicht immer Fraßgänge sind. Das unterstützt die Annahme, die meisten der angeblichen Fraßgänge und Fraßschäden seien keine solchen, und die zellengroßen Klumpen seien keine Koprolithen. Weder Hornmilben noch unbekannte Tiere müssen bemüht werden, um bestimmte Schäden in paläozoischen Hölzern zu erklären.


Beleg zu Fig.3: 1994 gefunden in einem trockenen Bachlauf in Utah (W 111°58', N 37°8' ), möglicherweise Geröll aus der Chinle-Formation.

H.-J. Weiss     2012

[1] Zhuo Feng, Jun Wang, Lu-Yun Liu :
      First report of oribatid mite (arthropod) borings and coprolites in Permian woods from the Helan Mountains of northern China.
      Palaeogeography, Palaeoclimatology, Palaeoecology 288(2010), 54-61.
[2] M. Barthel, M. Krings, R. Rößler: Die schwarzen Psaronien von Manebach, ihre Epiphyten, Parasiten und Pilze,
     Semana 25(2010), 41-60.    (Siehe auch Kommentar.)
(Für weitere Literatur siehe Fossil Wood News 3-8.)
quartz crystal with wood inside
Fossil Wood News  14

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