Nematophyten
sind rätselhafte Pflanzen, bestehend aus einem Filz von
Röhren, wahrscheinlich zusammengehalten durch Gel. Bei manchen
Arten, wie Nematophyton
taiti aus dem Hornstein von Rhynie, ist
dieser Filz mit einer Schicht aus anderen Röhren bedeckt, die senkrecht
zur Oberfläche ausgerichtet sind [1].
Bei
kohliger Erhaltung lassen die Nematophyten oft an der Oberfläche eine
Pseudo-Zellstruktur erkennen, bekannt als
"Nematothallus
cuticle" [2]. Da solche Struktur nicht zum Filz passt, war diese
Erscheinung mehrfach diskutiert worden, anscheinend ohne schlüssiges
Ergebnis [3]. Es wurde sogar vermutet, das gemeinsame Auftreten von
pseudo-zellulärer
Kutikula und Filz sei bloßer Zufall [4]. Letzteres
kann mittels einer Entdeckung in einem kürzlich
gefundenen Stück Rhynie-Hornstein widerlegt werden (Abb.1,2).
Abb.1: Nematophyt im Rhynie-Hornstein: Querschnitt eines Bündels
ausgerichteter Röhren mit angedeuteter Beziehung zwischen Röhren und
Maschen; Bildbreite 1.2mm.
Abb.2:
Nematophyt im Rhynie-Hornstein: Querschnitt
eines Bündels ausgerichteter Röhren mit deutlichen Maschen
einer Pseudo- Zellstruktur ("Nematothallus
cuticle"), wie
sie gelegentlich an der Oberfläche kohliger Nematophyten erscheint; Bildbreite
0.82mm.
Die Beziehung zwischen Röhren und Maschen ist offensichtlich: In
jeder Masche gibt es einen Röhren-Querschnitt. Anscheinend erzeugt jede
der parallelen Röhren eine eigene Hülle aus Gel. Durch gegenseitigen
Kontakt werden die Hüllen gedrückt und ergeben dadurch die
Pseudo-Zellstruktur, die man an oder nahe der Oberfläche des
Nematophyten sieht. Wie diese Struktur möglicherweise auf eine Kutikula übertragen wird, ist in Rhynie Chert News 38veranschaulicht. Fundstück: Rh2/81 (0.63kg), 2003 erhalten von Shanks.
H.-J. Weiss
2009 2015
[1]
R.
Kidston, W.H. Lang: On
Old Red Sandstone plants showing structure ..., Part V, Trans.
Roy. Soc. Edinburgh 52 (1921), 855-902.
[2]
P. K. Strother:
Clarification of the genus Nematothallus,
J.
Paleont. 67 (1993), 1090-94.
[3] H. Steur,
W. van der Brugghen:Nematothallus, een radselachtige plant ...,
Grondboor & Hamer (1998)
Nr.2, 28-35.
[4] D. Edwards:
Fragmentary non-vascular plant
microfossils from the Late Silurian of Wales,
Bot.
J. Linnean Soc. 84 (1982),
223-56.
Ergänzung 2013
"Nematothallus"
bezeichnete eine Ansammlung von Schläuchen oder Fäden, oft bedeckt von
einer Kutikula mit Netzmuster, als ob eine Epidermis vorhanden gewesen
wäre. Weil es nicht klar war, welcher Typ von Organismen zugleich
Schläuche und Epidermis erzeugen kann, hat Nematothallus
verschiedene Deutungen angeregt. Diese wurden samt einer neuen
Definition kürzlich veröffentlicht [5]. Nach [5] bezeichnet Nematothallus Nematophyten,
die Schichten mit Zellstruktur zwischen Kutikula und Fäden haben,
einschließlich Silur-Fossilien mit schwamm-artigem Aussehen. Diese
Definition schließt manche Nematophyten aus, die bisher Nematothallus
genannt wurden, weshalb erwähnt werden muss, dass hier das alte Konzept
von Nematothallus
ohne Zellschichten benutzt wird.
Kürzlich entdeckte silurische Fossilien ähnlich Nematothallus und
deshalb Nematothallopsis
genannt [6], gleichfalls ohne Zellschichten, können vielleicht helfen,
die rätselhaften Nematophyten einzuordnen: "... Nematothallopsis –
zusammen mit Nematothallus
und Cosmochlaina
[*] – lässt
sich am besten in die Korallinen Rotalgen phylogenetisch einordnen ..."
[6]. (Originaltext: Siehe englische Version.)
* (nicht im Sinne von [5])
[5] D. Edwards, L. Axe, R.
Honegger:
Contributions to the diversity in cryptogamic covers in the
Mid-Palaeozoic: Nematothallus
revisited.
Botanical Journal of the Linnean
Society, .. (2013) ... .
[6] M.R. Smith, N.J.
Butterfield:
A new view on Nematothallus:
Coralline Red Algae from the Silurian of Gotland.
Palaeontology 56(2013), 345–357.