Mark in Kieselholz vom Kyffhäuser
Gebirge
Bei
heutigen Bäumen ist das zentrale Mark mit wenigen Millimetern
Durchmesser nur in sehr frühen Stadien von Bedeutung und wird bei
wachsendem Holzanteil des Querschnitts unauffällig und bedeutungslos.
Diese Tendenz ist auch an Kieselhölzern aus dem Erdaltertum zu
beobachten. Verkieseltes Holz des Koniferen-Typs legt meist in
Bruchstücken vor. In seltenen Fällen enthält ein Bruchstück das Zentrum
des Stammes mit gut erhalten gebliebenem Markgewebe. Dieses
unterscheidet sich deutlich vom umgebenden Holzgewebe (Xylem)
mit radial aufgereihten Zellen, aber der
Übergang vom Mark zum Holz ist unübersichtlich. Das
an das Mark anschließende Holz, viel kleinzelliger als das Mark und
auch kleinzelliger als das "normale" Holz, wird gewöhnlich Protoxylem
genannt, was aber nichts erklärt.
Das
nebenstehende Bild täuscht den Querschnitt eines radialstreifigen
Calamitenstammes vor, ist aber Holz vom Koniferen-Typ mit
auffälligem Markraum im Zentrum.
Ein günstiger
Zufall macht es zu einem geeigneten Objekt, um den Übergangsbereich
zwischen Mark und Holz an einem Beispiel zu veranschaulichen. Ein ca.
2mm großer roter Fleck mit
stark erhöhtem Kontrast durch dünn abgelagerten Hämatit an den
Zellwänden bietet ein unerwartet deutliches Bild der Gewebestruktur
(Abb.2).
Abb.1: Bruchstück mit Zentrum eines
verkieselten Koniferenstammes mit großer Markhöhle und breiten radialen
Streifen unbekannter Entstehung im Holz, mit gut erhaltener
Zellstruktur von Mark und Holz, kleinflächig mit
Hämatit-Ablagerungen an
den Zellwänden, besonders in einem roten Fleck
links unten am Rande des Markraumes. Breite 9cm.
Abb.2:
Rand des Markraumes aus Abb.1 mit kleinzelligem (15-25µm) Protoxylem
(?) zwischen großzelligem Mark (100µm) und Holz (30-50µm), hier
besonders deutlich durch Hämatit an den Zellwänden, trotzdem
unübersichtlich. Bildbreite 2mm.
Abb.3 rechts unten: Typisches Nadelholz aus Abb.1, mit radialen
Zellreihen und Markstrahlen, Zellen 40-50µm. Bildbreite 2mm.
Bei
schwacher Vergrößerung (Abb.1) erinnern nicht nur die abwechselnd
hellen und dunklen Streifen an Calamitenholz, sondern auch die
scheinbaren "Holzkeile", mit dem dazwischen geschobenen Mark am Rande
des Markraumes. In der Mitte von Abb.2 dringt das Mark zwischen zwei
"Holzkeile" vor, setzt sich aber nicht wie bei Calamiten als dicker
primärer Markstrahl nach außen (hier: unten) fort, sondern verschwindet
noch vor dem
Rand des Bildes und wird dort durch Holz ersetzt. In einigem
Abstand vom unübersichtlichen Rand des Markraumes mit den
unterschiedlich großen Zellen sieht man das gleichmäßige Holz des
Nadelholz-Typs (Abb.3) mit den bekannten schmalen sekundären
Markstrahlen.
Das
zentrale Mark war bei den ersten Landpflanzen nicht vorhanden,
erreichte bei den Calamiten beachtliche Breiten, blieb aber bei den
Stämmen vom Koniferen-Typ viel kleiner. Im vorliegenden Falle ist
der Markraum so groß wie bei den Cordaiten, den nahen
Verwandten
der frühen Koniferen, aber das Holz gleicht dem der
"gewöhnlichen" paläozoischen Koniferen, zusammenfassed Dadoxylon genannt.
Das
Fundstück ist sehr wahrscheinlich in das oberste
Oberkarbon des Kyffhäuser Gebirges einzuordnen [1]. Es enthält den
Hämatit nicht nur als roten Belag
aus dünnen Plättchen, sondern auch kompakt als 5mm großen "Roten
Glaskopf" an der Rückseite.
W.+ G. Etzrodt
haben dieses Kieselholz in ihrer Kiesgrube in Borxleben
gefunden, als ungewöhnlich erkannt und zwecks Auswertung übergeben. Es wird hier als KyB/120 aufbewahrt.
H.-J. Weiss 2017
[1] K. Mägdefrau:
Die Kieselhölzer im obersten Oberkarbon des Kyffhäuser-Gebirges. Ber.
Dt. Bot. Ges. 71(1958), 133-142.
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