Vielfalt in verkieselten Halmen
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level fills
Bekanntlich können kleine Achate in vulkanischem Gestein sehr unterschiedlich aussehen, auch wenn sie nur wenige Millimeter voneinander entfernt sind, und ihre Bänderung kann waagerecht sein. Ähnliches ist im unter-devonischen Rhynie Chert nicht selten. Dieser besteht aus verkieseltem Wasser mit Pflanzen, mehr oder weniger zersetzt, und Schlamm. Ehemalige Gasblasen und hohle Halme füllten sich mit wässerigen SiO2 -Suspensionen, die später zu Chalzedon wurden. Es ist auch bekannt, dass die noch manchmal anzutreffende Deutung der waagerechten Bänder als ehemaliger Wasserspiegel im Hohlraum falsch ist.
Das hier betrachtet kleine Fundstück (60g) zeigt Füllungen in flach liegenden Aglaophyton -Halmen, davon 5 mit unterschiedlichem Aussehen auf weniger als 3cm2, was kein gewöhnlicher Anblick ist: Abb.1. Die Füllungen und die Wandbeläge unterscheiden sich in Farbe und Schichtdicke. Das deutet an, dass die Abscheidung sehr empfindlich auf schwache Kontrationsänderungen, vielleicht von Zersetzungsprodukten, in der wässrigen Lösung reagierte.

Abb.1: Rhynie Chert mit Querschnitten von Aglaophyton, 5 davon größtenteils hohl, jetzt teilweise gefüllt mit einer Reihe von Abscheidungen: Wandbeläge und waagerechte Schichten aus Chalzedon, Quarzkristalle als letzte Bildung.
Bildbreite 18mm. Siehe vergrößerte Ausschnitte unten. Fundstück: Rh2/234, 60g, 2014 gefunden von
Sieglinde Weiss.

In diesem Fundstück gibt es die waagerechten Lagen nur in den hohlen Halmen, aber nicht in den anderen Hohlräumen. Anscheinend entstand die Silica-Suspension bevorzugt in den Halmen unter dem Einfluss organischer Substanzen. Sie bildete eine deutliche Grenzfläche gegen das darüber befindliche Wasser. Nach der Verfestigung der Suspension
wuchsen Quarzkristalle im restlichen Hohlraum im Halm.
 
level fill in hollow Aglaophyton level fill in hollow Aglaophytonlevel fill in hollow Aglaophyton
Abb.2-4: Hohle Halme von Aglaophyton mit Geweberesten, Wandbelägen und waagerechten Platten. Bildhöhe 6mm. (Abb.3 liegt 1cm außerhalb des Rahmens von Abb.1.)

Die Gewebereste in den Halmen lassen vermuten, dass Aglaophyton das Cortexgewebe gezielt reduzieren konnte, wobei die Halme hohl wurden, aber lebensfähig blieben.

Was in Abb.2 als dunkle Füllung erscheint, ist nur eine dünne dunkle Platte von 40µm, leicht schräg und deshalb von unten gesehen, durch klaren Quarz hindurch. Eine noch dünnere Platte, 20µm, gibt es in Abb.3, ebenso schräg, aber nicht von unten zu sehen durch den bläulichen Chalzedon. Über den dunklen Platten wuchsen langsam Quarzkristalle bis 0.3mm, und ein kleiner Teil des ehemaligen Hohlraums ist bis jetzt leer geblieben.
Abb.4 ist unübersichtlicher, weil es dort Hohlräume gab, die auf unterschiedliche Weise verkieselten. Links sieht man eine kompakte braune Füllung mit einer hellen schrägen Grundplatte, klar sichtbar, weil der Raum darunter leer ist. Das ist unerwartet, aber nicht sehr selten. Was jetzt leer ist unter der ebenen Grundplatte der braunen Füllung, muss die ebene Oberfläche einer anderen Füllung gewesen sein, die sich viel später aufgelöst hat. Viel früher, als noch keine Füllungen im Hohlraum waren, sondern nur Wasser, war dort links ein Pilzfaden. Dessen dicke bläuliche Ummantelung entstand gleichzeitig mit dem dicken bläulichen Wandbelag der Höhle. Die Ummantelung blieb unbeeinflusst von den späteren Ablagerungen und deren teilweiser Auflösung. Der Querschnitt des Pilzfadens ist noch als winziger dunkler Punkt in der Mitte der Ummantelung sichtbar. Der weiße Balken rechts ist eine Schicht auffällig glitzernder Quarzkristalle in der Tiefe.
Auch die dünne dunkle Platte in Abb.2 muss für eine lange Zeit freitragend gestanden haben, nachdem die Ablagerung darunter sich aufgelöst hatte, ähnlich wie in Abb.4, und der Raum damit frei war für die langsam gewachsenen Quarzkristalle, die jetzt dort sind.
Aglaophyton sections, one hollow with level stacklevel fill in hollow Aglaophytonlevel fill in hollow Aglaophyton
Abb.5-7: Aglaophyton mit Füllungen.
Bildhöhen 5mm, 4mm, 5mm. Gleiche Vergrößerung in Abb.2-7.


Auf dem gut erhaltenen Querschnitt in Abb.5 ist ein Ring aus dunklen Zellen mit dem häufigen Symbiosepilz Glomites erkennbar.
Die dunkle Lage, 90µm, auf dem Schichtstapel in Abb.5 ist vergleichbar mit den dunklen Platten in Abb.2,3.

Abb.8 (unten): Aglaophyton, hohl durch abgestorbenes Gewebe, nahezu gefüllt durch eine Folge von Verkieselungsvorgängen;
vergrößerter Ausschnitt aus Abb.3
.

Aglaophyton
Der vergrößerte Ausschnitt aus Abb.3 macht deutlich, dass die hohlen Halme mit Füllung nicht nur Interessantes zum Verkieselungsprozess beitragen, sondern auch zum Pflanzenleben. Es ist erkennbar, dass die Pflanze in einem späten Lebensstadium auf den größten Teil des wenig nützlichen Cortex-Gewebes verzichtete und dabei lebensfähig blieb. Letzteres wird durch die Beobachtung nahe gelegt, dass eine dünne Cortex-Schicht längs des Umfangs sehr gut erhalten geblieben ist. Deutlich davon abgegrenzt ist das übrige Cortexgewebe, dessen Zellen anscheinend planmäßig stillgelegt wurden und dabei schrumpften. Das wahrscheinlich noch funktionsfähige Leitbündel rutschte an den Rand.

Die unebenen Oberflächen der dunklen Füllungen in Abb.6,7 sind eine weitere Komplikation. Anscheinend war die Suspension nicht mehr flüssig, als sie sich weiter setzte und dann verkieselte.
Nach dem Abscheiden von Wandbelägen und Schichten aus stark übersättigten Lösungen wuchsen Quarzkristalle aus schwach übersättigten Lösungen. Dabei wurden die Hohlräume in Abb.5,6 ausgefüllt oder blieben teilweise leer wie in Abb.7.


Es hat sich gezeigt, dass Vieles, was in diesem kleinen Stück Rhynie Chert zu sehen ist, mit den Vorstellungen zur Verkieselung verträglich ist, aber die Ursache für die Vielfalt der Erscheinungen bleibt rätselhaft.
Auch für die braune Wolke über den klaren groben Quarzkristallen in Abb.6 gibt es hier keine Erklärung.

H.-J. Weiss  2018

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