Dunkle Klumpen ähnlich jenen in Abb.1 wurden weltweit im Kieselholz
gefunden und in zahlreichen Veröffentlichungen als Kotballen
(Koprolithen) kleiner Tiere gedeutet. Reste
von Tieren passender Größe
wurden niemals in der Nähe
der Klumpen gesehen. Trotzdem hat man die der Fantasie entsprungenen
Tiere in [1] und älteren Arbeiten als Hornmilben
spezifiziert, auch bescheidener als "unbekannte Tiere" [2] oder "neue
Detritusfresser" [3].
Abb.1: Kieselholz,
Querschnitt, Tracheiden einer radialen Reihe teilweise verschwunden,
dafür dunkle Klumpen. Unter-Rotliegendes, Schallodenbach,
Rheinland-Pfalz.
Bildbreite 1.4mm.
Abb.1 veranschaulicht einen von mehreren Gründen, an der üblichen
Deutung zu zweifeln: Kein Tier könnte eine einzelne Reihe von
Holzzellen säuberlich abfressen und dort Kotballen absetzen, die ebenso
dick sind.
Derartige Zweifel wurden seit 2007 von den Vertretern der
Koprolithen-Hypothese ignoriert. R. Rößler, Autor und Mitautor
zahlreicher Veröffentlichungen zu den
angeblichen Koprolithen, ließ 2011 mangels vernünftiger Argumente durch
einen Anwalt erklären, die Deutung derartiger Klumpen als Koprolithen
sei
"Stand der Wissenschaft".
Man vergegenwärtige sich das Absurde dieser Situation: Der
Stand der Wissenschaft wird von jenen definiert, die sich scheuen,
darüber zu sprechen. Das widerspricht den Grundprinzipien jeder
Wissenschaft und kann von den Betreffenden nicht lange durchgehalten
werden. So gesehen ist es nicht sehr überraschend, dass dieser
angebliche Stand der Wissenschaft mittels eines einzigen Fundstücks als
weit verbreiteter Irrtum erkennbar ist. Das gelingt sogar unter
Verwendung eines einzigen Bildes dieses Fundstücks, das erkennen lässt,
wie die angeblichen Koprolithen zustande kommen (Abb.2).
(Die anderen Bilder sind Zugabe. Alle Bilder haben die gleiche
Vergrößerung. Sie zeigen die polierte
Schnittfläche eines Abschnitts eines Fundstücks, gefunden und übergeben
von Ch. Krüger, Schallodenbach, aufbewahrt in der eigenen Sammlung
unter Sch/3.1.
Der größere Teil, Sch/3.2, wurde zurückgegeben.)
Abb.2 (unten): Kieselholz mit erkennbarer Entstehung dunkler Klumpen
aus
blassen Klumpen innerhalb von Holzzellen: Holzfäule in Ausbreitung
(von der Bruchfläche ausgehend nach unten im Bild). Bildbreite 1.4mm.
Abb.2 legt die Vorstellung nahe, dass die scheinbar leeren Zellen
blasse Klumpen bilden, die dunkler werden. Daraus
lässt sich folgender Ablauf rekonstruieren:
An einer Spaltfläche im mechanisch geschädigten Holz begann eine
biologische Schädigung mit der Bildung blasser Klumpen in den Zellen
und setzte sich fort als Auflösung der Zellwände und Nachdunkeln der
blassen Klumpen, oft verbunden mit Vergrößerung. Gleiches geschah an
mehreren Stellen im Fundstück. Abb.3
zeigt ein zweites Beispiel.
Abb.3 (unten): Holzfäule in Ausbreitung (nach oben im Bild). Bildbreite
1.4mm.
Die Bildung blasser Klumpen
in Zellen und deren Nachdunkeln sind
weitgehend unabhängig voneinander. Im Fundstück gibt es große Bereiche
mit blass gebliebenen Klumpen. In Abb.3 waren einige Klumpen in den
Zellen gedunkelt, bevor die Zellwände verschwanden. Diese Variabilität
der Vorgänge kommt auch in Abb.4 zum Ausdruck, wo nur dunkle Klumpen in
Zellen zu sehen sind.
Abb.4 (rechts außen): Dunkle Klumpen in gut
erhaltenen Holzzellen.
Ebenso wie in Abb.1-3 ist eine Deutung als Koprolithen aus
verschiedenen Gründen auszuschließen. Bildbreite 0.25mm.
Es ist zu erwähnen, dass derartige Klumpen nicht
nur als rundliche Gebilde in den Zellen oder im zerstörten Gewebe des Kieselholzes
anzutreffen sind, sondern oft auch als kantige Gebilde mit polygonalem
Querschnitt entsprechend der Form des Innenraumes der Zelle, wie in
Abb.5. Offenbar hat hier die dunkle Substanz den Querschnitt der Zelle
ganz ausgefüllt und die Form beibehalten, nachdem die Zellwände sich
zersetzt hatten. Solche Abformungen des Innenraumes der Zellen sind
manchmal die einzigen Belege für die Struktur des verschwundenen
Gewebes, wie im vorliegenden Falle.
Auch zellengroße kantige Klumpen sind wiederholt als Koprolithen
gedeutet worden
[4].
Abb.5: Kantige Abformungen von Markzellen mit polygonalem Querschnitt:
einziger Beleg für die frühere Gewebestruktur
des zersetzten Marks.
Ähnlich informative Bildausschnitte sind in allen Veröffentlichungen zu
finden, die zellengroße dunkle Klumpen im Kieselholz als Koprolithen
deuten. Die Autoren finden derartiges nicht, weil sie nicht
danach
suchen, damit keine Zweifel an ihrer Deutung aufkommen.
Die
wenigen hier gezeigten Bilder eines Fundstücks, das stellvertretend für
alle Kieselhölzer mit zellengroßen Klumpen stehen kann, führen
auf folgende Erkenntnisse:
(1) Jeder dunkle Klumpen ist als blasser Klumpen in einer Zelle
entstanden.
(2) Die Klumpen repräsentieren eine Holzfäule, die die Zellstruktur
zerstören kann.
(3) Nach Zerstörung der Zellwand können die Klumpen ein wenig wachsen
und sich dabei verschieben,
wobei die Zuordnung zur
Holzstruktur unkenntlich wird.
(4) Zellengroße Klumpen im Kieselholz, in Haufen oder in Reihen, wurden
leichtfertig als Koprolithen
gedeutet.
(5) Die Deutung als Koprolithen
ist in allen diesbezüglichen Veröffentlichungen,
einschließlich [1-4], ganz und gar falsch.
H.-J.
Weiss
2015
[1] Z.
Feng, J.W.
Schneider, C.C. Labandeira, R. Kretzschmar, R.
Rößler:
A specialized
feeding habit of Early Permian oribatid mites.
Palaeogeography,
Palaeoclimatology, Palaeoecology 417(2015), 121-124.
[2]
M. Barthel, M. Krings, R. Rößler: Die schwarzen Psaronien
von
Manebach, ihre Epiphyten, Parasiten und Pilze. Semana 25(2010), 41-60.
[3] Zhuo
Feng,
Jun Wang, Lu-Yun Liu, R. Rößler:
A novel coniferous tree trunk with septate pith ..: -
Ecological
and evolutionary significance.
Int. J. Plant Sci.
173(2012), 835–848.
[4] R.
Rössler: The late palaeozoic
tree fern
Psaronius - an ecosystem unto itself.
Rev. Palaeobot.
Palyn. 108(2000), 55-74.