Die zuletzt entdeckte frühe Landpflanze im Rhynie Chert, Ventarura
[1], was "windiges Feld" bedeutet und sich auf die Farm namens
Windyfield nahe
Rhynie bezieht, ist nicht häufig, aber auch nicht sehr selten, so
dass man sich
wundern muss, warum sie jahrzehntelang nicht bemerkt wurde, obwohl sie
an einem einzigartigen Merkmal erkennbar ist, das auf Querschnitten
auch bei schlechtem Erhaltungszustand noch erkennbar ist: Es ist ein
anscheinend unverrottbarer Bereich im Rindengewebe in Form eines
Rohres. (Alles Gewebe außer dem Leitbündel wird "Rinde" (Cortex)
genannt.)
Dieses Rohr, die "mittlere Rinde" in [1], ist auf Querschnitten als
auffälliger
meist dunkler konzentrischer Ring mit gut erhaltener Zellstruktur
sichtbar und
war als Sklerenchym gedeutet worden [1]. Argumente
gegen diese Deutung gibt es in Rhynie
Chert News 58
[2].
Ein
Teil des eigenartigen dunklen Ringes ist deutlich auf der
rohen Oberfläche des Fundstücks in Abb.1 zu sehen.
Die Illusion mechanischer Festigkeit ergibt sich aus der
beiderseits des Ringes infolge
Zersetzung geschwächten oder verschwundenen "äußeren
und inneren Rinde".
Eine deformierte äußere
Kontur infolge Schrumpfens vor dem Verkieseln, kombiniert
mit einem scheinbar festen Ring, ist ein typisches Merkmal von Ventarura.
Im Raum innerhalb des Ringes in Abb.1 liefen
verschiedene
Vorgänge ab. Aus den Schichten am Boden ist zu schließen, dass der Raum
mit Wasser gefüllt war, wo mineralische Körnchen ausfielen
und Suspensionen bildeten, die sich mit waagerechten Grenzflächen
absetzten. Der größte Teil des Hohlraumes füllte sich mit Kieselgel,
das die Wände beschichtete und später zu Chalzedon
wurde, stellenweise gelb gefärbt durch Eisenoxide. Das
helle Aussehen einiger
Stellen entsteht
gewöhnlich durch Reflexion an µm-großen Kristalliten im klaren
Chalzedon.
Der innerste Bereich dieses Stubbens ist
besonders interessant, denn er bietet den seltenen
Anblick eines Xylem-Querschnitts (Abb.2).
Abb.1 (rechts): Ventarura
an einer alten Bruchfläche im Rhynie Chert,
hier als Querschnitt erscheinend. Kreisförmiger Ring bei deformiertem
Außenrand ist typisch für welkende Ventarura.
Bildbreite
10mm.
Abb.2 (links): Xylem von Ventarura
aus
Abb.1. Bildbreite 0.9mm.
Querschnitte des Xylem von Ventarura
sind selten deutlich zu sehen. Hier
wird ein Beispiel aus Rhynie
Chert News 91
noch einmal gezeigt: Abb.3.
Abb.3 (links):Querschnitt von
Ventarura
mit gut erhaltenem Leitbündel samt Xylem und mit der sehr selten
sichtbaren Epidermis
rechts am Rand. Bildbreite 2.2mm, Xylem 0.45mm breit.
Abb.4 (rechts): Xylem von Ventarura
mit
"Treppentracheiden", deformiert verkieselt.
Bildbreite 1mm,
gleiche Vergrößerung wie Abb.2. Foto: Gerd Schmahl
Anscheinend betrifft dieser Beitrag nicht die
vielen Fragen zu den frühen Landpflanzen. Er soll das Interesse an den
ungelösten Problemen wecken, indem er die Aufmerksamkeit auf die
Schönheit der Dinge lenkt, wie den vielfältigen Stubben in Abb.1 oder
die goldene Treppe in Abb.4. Es ist anzunehmen, dass die Betrachtung
der Einzelheiten bei den Versuchen hilfreich sein kann, die Probleme
zu lösen, wie in diesem Falle die Frage, welchem Zweck das
unverrottbare Rohr (Abb.1,3) dient.