Castracollis
hat, wie die meisten Krebstiere, Haare, Borsten und Krallen
verschiedener Größe an den zahlreichen Extremitäten von
unterschiedlicher
Gestalt und Verwendung ([1], siehe auch Rhynie
Chert News 34
). Verkieselung hat diese winzigen Objekte
in durchsichtigem Hornstein konserviert,
so dass sie mittels geeigneter Technik und gehöriger Ausdauer gefunden
und identifiziert werden können.
Bei Untersuchungen an eigenen Fundstücken wurden im Kollektiv von D. Waloszek,
Universität
Ulm, an einigen der Extremitäten
unerwartet viele und lange Haare entdeckt, regelmäßig in
Reihen angeordnet (Abb.1,2).
Abb.1: Haare an einer Extremität von
Castracollis,
jedes auf einem Sockel sitzend, hier nicht in voller Länge oder gar
nicht sichtbar, denn sie wurden beim Teilen des Fundstücks
abgeschnitten. Bildbreite
0.4mm.
Abb.2 (unten): Haare in Reihen auf einem Glied von Castracollis,
zwei in erstaunlicher Länge sichtbar, die anderen abgeschnitten.
Bildbreite 0.3mm. Fotos: Universität Ulm.
Man bedenke, dass diese weniger als 10µm dicken Haare nur dann in
voller Länge sichtbar werden, wenn sie in geringer Tiefe und gut
parallel zur polierten Schnittfläche des Hornsteins liegen.
Offensichtlich können diese Bedingungen, wenn überhaupt, nur von
wenigen Haaren in einem Büschel erfüllt werden.
Diese
Bilder sind weitere überzeugende Beweise dafür, dass winzige
Einzelheiten urtümlicher Lebewesen, die niemals als Abdruckfossil zu
sehen wären, in Hornstein sehr gut konserviert werden.
Es bleibt zu klären, was der Zweck dieser ungewöhnlich langen,
schlanken und anscheinend steifen Haare oder Borsten ist. Mit ihrer
regelmäßigen
Anordnung auf einer gewölbten Fläche, wie bei einer industriell
gefertigten Bürste, unterscheiden sie sich von jenen, die an den Beinen
sitzen, die wahrscheinlich als Paddel genutzt wurden.
H.-J. Weiss
2011
[1] Caroline
Haug, D. Waloszek, J.T. Haug, H.-J. Weiss
New morphological
details of the Devonian crustacean Castracollis
wilsonae
from the
Rhynie Chert, Scotland. (in preparation)