"Holzkristalle"
Teil 1
Holzreste im Inneren von
Quarzkristallen waren anscheinend niemals bemerkt worden, obwohl diese Erscheinung nicht selten ist.
In einer Monografie [1], die alle bisher gefundenen Einschlüsse in Quarzkristallen
auflistet, wird Holzgewebe nicht erwähnt. Das ist verwunderlich, aber
es gibt eine mögliche Erklärung: Die Einschlüsse wurden von
Mineraliensammlern gefunden, die sich besonders für große Kristalle
interessieren. Wenn sie millimetergroße und kleinere Kristalle
betrachten, dann achten sie auf die Anordnung der Kristallflächen und
nicht auf eingeschlossenem "Dreck". Wahrscheinlich haben sie auch
niemals die winzigen Quarzkristalle genau betrachtet, die man oft in
Kieselholz sieht. Das mag erklären, warum die hier gezeigten Bilder verblüffend
wirkten, auch für R. Rykart, den
Autor der Quarz-Monographie [1].
Abb.1 (rechts): Ein kleines Stück Nadelholz, in einem Quarzkristall
erhalten geblieben. Breite des Kristalls 0.8mm.
Abb.2 (links): Verkieseltes Nadelholz (Querschnitt) mit Quarzkristall,
darin konservierter Holzrest. Breite
des Kristalls 0.6mm.
Der besondere Anblick der Exemplare in Abb.1,2, mit der
Kristallachse parallel zur Längsachse des Holzes und mit Holz nur in
der Mitte, ist nicht typisch für diese Erscheinung. Offenbar ist Holz
im Innern von Kristallen leichter zu entdecken, wenn die Schnittfläche
quer zu den Tracheiden liegt, und wenn dabei auch der Kristall quer
geschnitten wird, ist es um so
auffälliger.
Weniger ideal geformte Schnitte von Quarzkristallen, aber
ganz mit Holz ausgefüllt, sieht man in Abb.3.
Abb.3
(rechts): Holz konserviert in Quarzkristallen, Kieselholz-Querschnitt.
Bildbreite 2mm.
Aus der einheitlichen Orientierung des Holzes in den Quarzkörnern in
Abb.3 folgt, die Körner seien keine
Kieselholz-Krümel, sondern Kristalle, im Holz gewachsen, als
das Holz noch durchgehend vorhanden war. Sie müssen ungehindert durch
das Holz gewachsen sein als ob es gar nicht da wäre, was darauf
hinweist, dass die Holzssubstanz weitgehend aufgelöst war, die dunklen
Zerfallsprodukte aber noch in ihrer
urprünglichen Lage waren, wahrscheinlich in Kieselgel, so dass die
Holzstruktur als Ganzes sichtbar blieb, in die
Kristalle eingeschlossen und damit sicher konserviert wurde. Zwischen
den Kristallen ist das Holz verschwunden.
Weil Quarzkristalle unlöslicher sind als Chalzedon, sind sie offenbar
der günstigere Platz für die Konservierung fossiler Strukturen.
Anscheinend zeigen diese Bilder die ersten fossilen Strukturen, die in
Kristallen entdeckt wurden. Es empfiehlt sich, nach anderen Fossilien
außer Holz zu suchen, die diesen sicheren Platz "für die Ewigkeit"
nutzen.
"Holzkristalle" wurden erstmals 1999 publiziert [2], obwohl
dieses Phänomen weit verbreitet ist und hätte leicht entdeckt werden
können, auch schon zu Zeiten als fossiles Holz erstmalig mikroskopisch
untersucht
wurde. Anscheinend war es von den Paläontologen
nicht erwartet worden, weshalb sie die Kristalle nicht genau ansahen,
möglicherweise beeinflusst von der scholastischen und heute naiv
erscheinenden Einteilung der Natur in Mineralienreich,
Pflanzenreich, und Tierreich, was sie veranlasste, Kristalle zu
ignorieren, da sie nicht zu den zwei Reichen gehörten, denen ihr
Interesse galt. Abweichend von solcher beschränkten Einstellung hat H. Huhle
Tertiär-Holz in Quarzkristallen gesucht und
gefunden [3].
Die hier beschriebenen Exemplare wurden in Kies am
Kyffhäuser-Gebirge (oberstes Karbon [4]) gefunden und von W.+G.
Etzrodt,
Borxleben, zur Verfügung gestellt.
Fundstücke: Abb.1: KyB/48.2, Abb.2: KyB/24.2,
Abb.3: KyB/38.1
H.-J. Weiss 2011, 2016
[1] R. Rykart:
Quarz-Monographie, Ott Verlag Thun, 1989
[2] H.-J.
Weiss, R. Noll: "Holzkristalle".
Veröff. Mus. Naturk. Chemnitz 22(1999), 57-64.
[3] H.
Huhle: Holz
im Quarz. Veröff. Mus. Naturk. Chemnitz 27(2004), 123-24.
[4]
J.
Schneider, R. Rößler,
B. Gaitsch: Stratigraphy
and facies of the Middle European continental Carboniferous and Permian
excursion guide A5, 1995.
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