Was
Risse zur Bildung von Kieselholz erkennen lassen
Bruchstücke versteinerten Holzes sind gelegentlich so häufig
zu finden, wie in manchen Stadtteilen von Chemnitz, dass diese
gewöhnlich kein wissenschaftliches Interesse auslösen, auch weil die
meisten Funde aus "langweiligem" Nadelholz mit wohlbekannter
Gewebestruktur bestehen. Zufällig hat ein solches "langweiliges"
Bruchstück
(siehe Bild) sich als sehr interessant erwiesen: Es zeigt drei
Generationen von Rissen, die aufeinander folgende Stadien der
Verkieselung repräsentieren.
- Die erste
Generation
der Risse sieht man als dünne parallele Linien quer im dunklen Holz,
wahrscheinlich Schrumpfrisse im Baumstamm, der im Sediment
lag. Die gebleichten
Bereiche beiderseits der Risse
deuten auf Oxidation durch atmosphärischen Sauerstoff, der im Wasser
gelöst in die Risse eindrang und seitlich diffundierte.
- Die
Risse der
zweiten Generation
sind viel größer, hier repräsentiert
von zwei breiten Rissen: ein Längsspalt und ein Querbruch eines der
abgespaltenen Teile, wahrscheinlich infolge äußerer Einwirkung.
Offenbar waren sie entstanden, als das Holz noch nicht ganz verkieselt
war, denn sie hatten sich nach der Anisotropie des Holzes gerichtet.
Während der Baumstamm im kieselhaltigen Wasser lag, konnten die
Risse "ausheilen": Das Wasser in den Rissen, wie zuvor im Holz, wurde
durch fortwährende
Aufnahme von SiO2 zu Kieselgel und
schließlich zu Chalzedon.
- Die
Risse der
dritten Generation
sind sehr verschieden von den zuvor gebildeten. Sie entstanden
unbeeinflusst von der Anisotropie
des Holzes und von den
vorhandenen Rissen, denn sie lassen keine bevorzugte Richtung erkennen.
Offenbar war die
Verkieselung so vollständig, dass Holz samt ausgeheilter Risse nun
als isotropes Material für die Risse der dritten Generation
wirkten. Letztere werden
bei Zugabe von Wasser auf die polierte Fläche nahezu unsichtbar,
erscheinen aber wieder beim Trocknen. Folglich sind diese Risse nicht
ausgeheilt, also offen. Sie konnten bei Belastung weiter aufreißen und
die Oberfläche des Fragments bilden.
Dieses Fundstück veranschaulicht drei Stadien der Umwandlung von Holz
zu Kieselholz, was zum Verständnis beitragen kann.
Gefunden in einem Leitungsgraben am Pfarrhaus St. Lucas in
Chemnitz.
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