Vulkanismus und Fossilisation
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Bekanntlich schafft der Vulkanismus günstige Bedingungen für die Fossilisation terrestrischer Lebensräume. Die Eruptionswolke kann alles mit einer Schicht vulkanischer "Asche" bedecken. Diese Asche enthält feindisperses SiO2, das von Regenwasser gelöst wird und sich an den zerfallenden organischen Substanzen absetzt (Abb.1). Die meisten Kieselhölzer sind auf diese Weise entstanden.
Das Auslaugen des
SiO2 aus vulkanischen Ablagerungen geschieht über lange Zeit. Sümpfe mit neuer Vegetation haben Zulauf von kieselhaltigem Wasser, das beim Vermischen mit dem sauren Sumpfwasser schnell zu Kieselgel werden kann. Während immer mehr SiO2 in das Gel diffundiert und dort das Wasser verdrängt, kann der ganze Sumpf mit Wasser, Wassertieren, Schlamm, Mikroben, Sumpfpflanzen einschließlich Bäumen zu Hornstein werden (Abb.2).
Fundstücke aus zu Tuff verfestigten vulkanischen Ablagerungen und jene aus zu Hornstein gewordenem Sumpf können gelegentlich am gleichen Ort gefunden werden, wie die hier abgebildeten.
Tuff mit Kieselholz
Abb.1 (links): Rotliegend-Tuff, gefunden als loser Brocken, schwach gerundet, mit Kieselholz vom Nadelholz-Typ, mit Schrumpfrissen, gefüllt mit einem weißen Mineral.
Länge des Holzes 18cm.
Holz in weißem Chalzedon
Abb.2:
Kieselholz vom Nadelholz-Typ in weißem Chalzedon, anscheinend zerrissen, während es in erweichtem Zustand im Wasser lag.
Auflicht-Foto, Bildbreite 4.5mm.


Eine weitere Möglichkeit der Verkieselung infolge vulkanischer Aktivität ist dadurch gegeben, dass noch Millionen Jahre später heiße Mineralquellen aktiv sein können, die zahlreiche Wasserbecken und Sümpfe in wechselnder Anordnung erzeugen [1]. Auf eine solche Weise ist der Stapel Dutzender fossilreicher Hornsteinschichten zwischen Sandstein, Schiefer, Tonstein etc. an der berühmten Fundstelle Rhynie entstanden [2].

Anders als Lavaströme werden Ascheregen durch 
explosive Eruptionen von Magma erzeugt, das große Mengen gelöster Gase enthält, die entweichen und Blasen bilden, wenn im aufsteigenden Magma der Druck nachlässt. Die Explosion infolge freigesetzter Gase kann so stark sein, dass das Magma zu einer großen heißen Wolke verspritzt wird. Was anschließend geschieht, hängt von der mittleren Dichte oder Gewicht pro Volumen der Wolke ab. Mit leichter heißer Luft und leichtem Wasserdampf zwischen den Tröpfchen kann die Wolke leichter sein als die umgebende Luft. In diesem Falle steigt die Wolke auf, dehnt sich aus und kühlt sich dabei etwas ab, bis sie im Gleichgewicht schwebt, während die inzwischen erstarrten Tröpfchen heraus fallen wie Regen aus einer Regenwolke und unten als "Asche" ankommen.

Wenn die Wolke schwerer als Luft ist, fällt sie herunter, fließt den Abhang hinab und weiter mit hoher Geschwindigkeit, getrieben durch den Schwung, über ebenes Land und sogar bergauf und kann dabei alles umwerfen, was im Wege steht. Die starke Turbulenz der Strömung verhindert, dass die Tropfen herunter fallen. Wenn die Strömung so langsam geworden ist, dass sie die Turbulenz nicht mehr aufrecht erhalten kann, setzen sich die Tropfen einfach ab, womit sich die Lawine sozusagen in heiße Luft aufgelöst hat. Solche Phänomene, bekannt als pyroklastische Ströme, können Äste abreißen und wegtragen, Baumstämme umwerfen und ganze sumpfige Lebensräume hinweg blasen. Das mag ein Grund dafür sein, dass große versteinerte Baumstämme oft allein liegend gefunden werden.


Hier können einige weitere Betrachtungen nützlich sein. Der Schaden durch die lawinenartige Strömung wird in manchen Veröffentlichungen der Explosionsdruckwelle* des Ausbruchs zugeschrieben [3]. Dagegen ist einzuwenden, dass die Intensität der Druckwelle vorwiegend nach oben verpufft und sich mit der Entfernung schnell abschwächt, aber die Intensität der Strömung bleibt konzentriert und wirkt deshalb über größere Entfernung. Die Druckwelle läuft mit Schallgeschwindigkeit, ca. 1200km/h, aber für die Ausbreitung des Schadens wurden ca. 400 bis 1000km/h angegeben, folglich kann der Vorgang nicht als Welle bezeichnet werden. Eine Lawine, die eine Druckverteilung mit sich führt, ist keine Druckwelle, und auch die bewegte Druckverteilung der Lawine für sich allein betrachtet ist keine Druckwelle. Offenbar benutzen manche Vulkanologen den Begriff "Welle" in einem umgangssprachlichen Sinne auch für Strömungsphänomene ohne wahre Welle, was ein tieferes Verständnis behindert. Manche Geologen berufen sich auf diese Vulkanologen, wenn sie mit gleicher Wortwahl argumentieren.


Eine kompliziertere und ebenso ungeeignete Gedankenkonstruktion ist die "seitwärts gerichtete Explosionsdruckwelle", die gelegentlich als Erklärung für den geknickten Wald an einer Seite des Mt. St.Helens angeboten wird, auch als Ursache für die Asymmetrie des ganzen Vulkans nach dem großen Ausbruch 1980. In Wirklichkeit brachte zuerst ein Bergrutsch die Asymmetrie, mit dadurch ausgelöstem asymmetrischem Ausbruch und pyroklastischem Strom.

Eine weitere fragliche Sache ist die simplistische Erklärung der Explosivität von Vulkanen mittels Grundwasser. Ein solcher ursächlicher Zusammenhang erscheint auf den ersten Blick denkbar, aber nicht mehr nach Überlegung. Manche Vulkanologen setzen als gegeben voraus, dass der Kontakt von Wasser und Magma eine Explosion gibt. Diese Idee scheint von einer einzigen Beobachtung zu kommen: Ein Wassertropfen explodiert, wenn er auf eine glühende Platte fällt. Mit einem umgekehrten Experiment, oder nur mit der Vorstellung davon, kommt man dem Magma-Problem näher: Wenn man die glühende Platte in den Pool fallen lässt, gibt es keine Explosion, nur kochendes Wasser, ebenso wie bei Magma, das in das Meer fließt.
Es ist auch leicht vorstellbar, wie Grundwasser sich verhält, wenn es in Kontakt mit Magma kommt: Es weicht in der porösen Schicht zurück, getrieben von Dampf, der es auf Abstand vom Magma hält. Fluide Komponenten des Magmas können in die Porenräume einringen und Minerale ablagern.
Es gibt grafische Darstellungen, publiziert von Vulkanologen, die veranschaulichen sollen, wie das Wasser angeblich aus einer wasserführenden Schicht direkt in das Magma eines aktiven Vulkans fließt und dabei seine Explosivität verstärkt. (Diese Ansicht wird im Steinmann-Institut Bonn und anderswo vertreten [3].) In Wirklichkeit entsteht explosives Magma durch Aufschmelzen von Sedimenten, deren Minerale Kristallwasser enthalten. Dieser Wassergehalt bleibt im Magma unter Druck gelöst und entweicht als Dampf, sobald der hydrostatische Druck abnimmt, während das Magma aufsteigt, wobei ein pyroklastischer Strom entstehen kann, wie oben beschrieben.  


Fundstücke: gefunden nahe dem oberen Ende eines Feldes, jetzt Golfplatz, in Wilmsdorf, Döhlener Becken (Rotliegend) bei Dresden.
        Der Tuff mit eingelagertem Holz wurde von Sieglinde Weiss gefunden.


H.-J. Weiss     2013    2014

Rössler KitschRössler Irrtum* Anmerkung 2014:  "Explosionsdruckwelle" gilt Wissenschaftlern, denen physikalisches Denken schwer fällt, nach wie vor als geeigneter Begriff, um die zerstörende Wirkung eines Vulkanausbruchs zu begründen. Nebenbei sei erwähnt, dass in der poetischen Umschreibung der Fossilisation kein Sinn erkennbar ist. (Beide Ausschnitte aus Freie Presse, Chemnitz, 22.1.2014.)

[1] C.M. Rice et al.: A Devonian auriferous hot spring system, Rhynie, Scotland.
      J. Geol. Soc. London 152(1995), 229-250.
[2] N.H. Trewin, C.M. Rice: Stratigraphy and sedimentology of the Devonian Rhynie chert locality. 
      Scott. J. Geol. 28(1992), 37-47.
[3]  R. Rössler: Der versteinerte Wald von Chemnitz. Museum für Naturkunde Chemnitz, 2001, 182-191.
quartz crystal with wood inside
Fossil Wood News  25

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