Unsymmetrie der Sporangien von Aglaophyton
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Die Sporangien der unter-devonischen Pflanze Aglaophyton, früher als Rhynia major bekannt, stehen am Ende aufrechter Stiele und sind bei oberflächlicher Betrachtung axialsymmetrisch. Bei näherer Untersuchung zeigt es sich, dass die axiale Symmetrie nur für die äußere Form gilt. Die Anordnung der Wandzellen der Kapsel hat eine rechtsdrehende Textur, ähnlich der Symmetrie einer Schraube, was sichtbar wird, wenn die Kapsel längs einer Schraubenlinie (mit sehr großer Ganghöhe) aufreißt.
Die Idee einer umfassenden axialen Symmetrie war anscheinend so naheliegend, dass die Form des Risses als das Ergebnis eines Verdrehens beim Aufreißen gedeutet wurde [1], aber es sprechen viele Belege dagegen. Außerdem gibt es andere devonische Pflanzen mit äußerlich axialsymmetrischen Kapseln und verdrehter Oberflächenstruktur.
Ein anderes Strukturmerkmal, das nicht zur scheinbar axialen Symmetrie der Sporenkapseln passt, ist möglicherweise eine spezielle Eigenheit von Aglaophyton: Es ist auf Querschnitten der Kapseln als schräge Orientierung der Wandzellen sichtbar. Längs des Umfangs kann die Orientierung von radial zu schräg variieren, mit bis ca. 45° Schräglage, dann wieder zurück zu radial.
Aglaophyton sporangium cross-sectionAglaophyton sporangium cross-section drawing
Bild: Sporangium von Aglaophyton, Querschnitt mit einer seltsamen Unsymmetrie in der Anordnung der Wandzellen. (Die Zellen sind im Bild nicht so gut zu sehen wie im Mikroskop, siehe Zeichnung.)

Weil die gleiche Unsymmetrie oft gefunden wird und möglicherweise jedem Sporangium eigen ist, ist sie offenbar keine Wachstumsanomalie, sondern ein Strukturmerkmal.
Anscheinend war das zuvor noch nicht aufgefallen und beschrieben worden, aus verschiedenen Gründen: Die Sporangien liegen meist schräg zur Oberfläche oder Schnittfläche des Fundstücks, so dass die gewundene Textur der Kapselwand einen Beitrag zur Unsymmetrie gibt. Die Anordnung der Wandzellen ist meist nicht deutlich längs des ganzen Umfangs zu sehen, und die Wand ist oft verbogen, zerbrochen, oder so dunkel, dass die einzelnen Zellen kaum erkennbar sind.
Das alles macht die Anordnung der Zellen unübersichtlich. Trotzdem kann man Belege für die hier beschriebene seltsame Unsymmetrie öfter als erwartet finden, wenn man weiß, worauf dabei zu achten ist. Es wurde noch nicht untersucht, ob die Schräglage längs des Sporangiums variiert. 

H.-J. Weiss       2014

[1]  David S. Edwards, Aglaophyton major, a non-vascular land-plant from the Devonian Rhynie Chert.  Bot. J. Linn. Soc. 93(1986), 173-204.
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