Die individuellen Maße von Pflanzen und deren
Teilen können bekanntlich
in weiten Grenzen variieren, weshalb gelegentlich anzutreffende
ungewöhnlich große Exemplare einer Art auffällig aber nicht weiter
bedeutsam sein mögen. Im Falle der Pflanzen aus dem Rhynie Chert sind
die Größenangaben unsicher und neue Daten deshalb interessant. Das gilt
auch für die häufigste Pflanze, Aglaophyton
major. Unter ihrem alten
Namen, Rhynia major,
schätzte man ihre Höhe auf einen halben Meter,
aber gegenwärtig wird ein Wert von 18cm bevorzugt.
Man kann sich wundern, wie diese scheinbar genaue Angabe erhalten
wurde. Da es sehr mühsam ist, die wahre Höhe einer Pflanze zu
bestimmen, die verkieselt im Hornstein liegt, kommt der Verdacht auf,
ein Schätzwert „nahezu 20cm“ sei in „ca. 7 Inch“ transformiert worden
und dann zurück in Zentimeter, was den Wert 18 gibt, der in der
Literatur mehrfach anzutreffen ist.
Leichter messbar ist der Durchmesser der
Sporangien. Da die Sporangien
selten zufällig genau quer geschnitten sind, sondern mehr oder weniger
schräg, erscheint der kreisförmige Querschnitt als Ellipse. Der kleine
Durchmesser der Ellipse ist dann der Durchmesser des Sporangiums, wenn
man ausschließen kann, dass das Sporangium in einer Weise gedrückt und
geschnitten wurde, dass die Ellipse nicht das wahre Maß repräsentiert.
Abb. 1: Querschnitt eines ungewöhnlich großen
Sporangiums von
Aglaophyton:
Durchmesser 6.5mm anstatt < 5mm. Foto: H. Sahm.
Nach der Standard-Schrift zu Aglaophyton [1]
beträgt der Durchmesser
der Sporangien 4 bis 5mm. (Eine Angabe < 4mm in [1] ist
wahrscheinlich ein Druckfehler und sollte < 5mm bedeuten.)
Eigene Fundstücke enthalten deutlich größere Sporangien, bis zu 6.5mm
(Abb.1): Die scheinbar ungleichmäßige Wandstärke ist vorgetäuscht durch
teilweises Ablösen der Außenschicht und Abfressen der
Innenschicht. Weitere Beobachtungen an Aglaophyton könnten
zu einer zuverlässigen Rekonstruktion beitragen.
H.-J.
Weiss 2005
[1] D.S.
Edwards : Aglaophyton
major,
a non-vascular
land-plant from the Devonian Rhynie Chert.
Bot. J. Linn. Soc. 93(1986), 173-204.