Neutronotropie und Wirklichkeit
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Die Neutronotropie, seit 1998 von H.-D. Langer als Wissensgebiet propagiert [1,2,4], lässt sich zweckmäßig anhand ausgewählter Vorstellungen des Autors beurteilen, die in folgenden Zitaten zum Ausdruck kommen:
(1) "Geführte Neutronenwellen im Doppelrisswellenleiter" [1,2],
(2) "Vielfalt von Flächen- und Teilstrahlen, die die Feinstruktur des Neutronen-Feldes der natürlichen terrestrischen Kernstrahlung ...ausmachen" [2],
(3) "Schließlich hat der Mensch ... im Bett ebenfalls lang anhaltende Ruhephasen. Unter Neutronenbeschuss kann es früher oder später zu Ausfällen
        oder Schäden im körpereigenen Reparatursystem kommen, und Krankheit bzw. Untergang nehmen ihren Lauf." [2],
(4) "Die Wassersuche mit der Wünschelrute ist äußerst effizient ..." [1].

Anmerkungen
zu (1): Parallele Risse im Felsen wirken nicht als spiegelnde Wände für Neutronen und folglich nicht als "Wellenleiter", was in [3] auf einfache Weise begründet wurde.

zu (2): In Langer's Vorstellung gibt es eine ortsgebundene "Feinstruktur des Neutronen-Feldes".
Eine solche Feinstruktur folgt weder aus dem Bild der klassischen Mechanik stoßender Teilchen noch aus dem Bild der Quantenmechanik interferierender Wahrscheinlichkeitswellen. Für jedes freigesetzte Neutron gibt es eine Verteilung der Wahrscheinlichkeit, dieses Neutron anzutreffen. Weil jedes emittierte Neutron einen anderen Startpunkt hat und einen anderen Weg nimmt, ist diese Wahrscheinlichkeit für jedes Neutron anders räumlich verteilt. Folglich ist eine "Kohärenz der Neutronen", die in Langer's Argumentation eine wesentliche Voraussetzung ist, trivialerweise nicht vorhanden, und es gibt keinen Grund anzunehmen, die unabhängig voneinander emittierten Neutronen könnten sich zu einer "Vielfalt von Flächen- und Teilstrahlen" [2] mit biologischer Wirkung anordnen.

zu (3): Nach Langer sind Bäume besonders gefährdet, weil sie auch an Orten erhöhter Neutronenbestrahlung ausharren müssen. Angeblich leiden die Bäume darunter [4], weshalb Menschen mit "im Bett ebenfalls lang anhaltenden Ruhephasen" vor "Neutronenbeschuss" zu warnen sind, damit nicht "Krankheit und Untergang ihren Lauf nehmen". So eignet sich (3) als Werbetext für Esoteriker, die Schlafplatzmessungen anbieten.

zu (4): Die unkritische Haltung zu angeblichen Erfolgen der Rutengänger und die mehrfache Erwähnung von "Orten der Kraft" [1] weisen auf esoterisches Gedankengut des Autors hin. Experimente haben erwartungsgemäß bewiesen, "daß die Wünschelrute zum Aufsuchen von Bodenschätzen jeglicher Art, einschließlich Wasser, völlig unbrauchbar ist" [5, 6].

Diese Anmerkungen zu mehrfach publizierten Vorstellungen sollen die Einsicht festigen, dass die Neutronotropie eine durchschaubare Gedankenkonstruktion abseits der physikalischen Realität ist.

H.-J. Weiss    2020  

[1] H.-D. Langer: Das geophysikalische Standortproblem der Solitärbäume. Teil 2: Neutronotropie. Veröff. Mus. Naturkunde Chemnitz 21(1998), S.83-96.
[2] H.-D. Langer: Das geophysikalische Standortproblem der Solitärbäume. Teil 3: Ein Testbaum ..., Veröff. Mus. Naturkunde Chemnitz 26(2003), S.117-122.
[3] H.-J. Weiss: Keine Angst vor Erdstrahlen ! (2009). Google: Scheinwissenschaft Chemnitz.
[4] H.-D. Langer: Das Elend der Bäume (2019), 468 S.
[5] G. Urban: Es sind der Rutengänger viele ... . Veröff. Mus. Naturkunde Chemnitz 21(1998), S.63-68.
[6] Wünschelrute - Wikipedia
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