Fossiler Mycoparasit ähnlich Trichoderma
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Pilzhyphen, meist gerade
Pilzhyphen im Hornstein von Rhynie (Rhynie Chert, Unter-Devon) sind oft unerwartet gerade (Abb.1), aber manche Hyphen waren in diesem Lebensraum unerwartet wellig oder spiralig längs gerader Hyphen gewachsen (Abb.2,3). Diese Erscheinung ist von dem gründlich untersuchten rezenten Pilz Trichoderma bekannt, dessen Fäden zu parasitischer Lebensweise wechseln können, wenn sie auf einen geeigneten anderen Pilz treffen, an dessen Fäden sie entlang wachsen [1]. Deshalb ist anzunehmen, die welligen fossilen Hyphen seien Teile eines parasitischen Pilzes mit ähnlicher Nahrungsaufnahme wie Trichoderma.  


Abb.1: Pilzhyphen, meist gerade, teils zu dicken Bündeln verwachsen.
           Bildbreite 4mm.

Abb.2-5 (unten): unregelmäßig wellige parasitische Hyphen, entlang gerader
          Hyphen gewachsen.
 Bildbreiten 3.2mm, 2.6mm, 1.3mm, 1.3mm.
          Gleiche Vergrößerung wie Abb.1.


wellige Pilzfäden
wellige Pilzfäden
wellige PilzfädenPilzfäden wellig und geeradeDiese Befunde passen zu Trichoderma, aber eine fossile Einzelheit in Abb.5 scheint zu belegen, dass die Sache komplexer ist als die Kombination von welligem Parasit und gerader Hyphe: Siehe vergrößerten Ausschnitt in Abb.6. Pilzfäden wellig und gerade

Abb.6 (rechts): Ausschnitt aus Abb.5,
                                                       gleiches Fundstück wie Abb.1. Bildbreite 0.18mm.


Eine unregelmäßig wellige Hyphe ist hier mit einer geraden Hyphe verbunden. Es ist unklar, wie diese Verbindung zu deuten ist. Nach [1] windet sich Trichoderma um die befallene Hyphe oder wächst an dieser entlang, ausgelöst durch Kontakt, aber hier ist keine befallene Hyphe zu sehen, welche die Welligkeit in Abb.5,6 ausgelöst haben könnte. Möglicherweise hat der Parasit die befallene Hyphe ganz "aufgefressen", wie es auch vom Trichoderma bekannt ist.
Die parasitischen Hyphen in diesen Bildern sind aus 4 Fundstücken ausgewählt. Anscheinend sind es die ersten fossilen Belege passend zum Ergebnis einer Genomsequenzanalyse [2]:
  "Mycoparasitismus ist eine alte Lebensweise von Trichoderma."
Trichoderma wird kommerziell produziert und erfolgreich zum Bekämpfen schädlicher Pilze eingesetzt [1,2]. Diese Form von rezentem Mycoparasitismus wird in [3] erwähnt, aber ohne Bezug auf fossile Belege.
"T. virens hat ungewöhnliche Kombinationen von Eigenschaften, die gewöhnlich in unterschiedlichen Arten von Symbionten oder Pathogenen realisiert sind" [4]. Aus dem ähnlichen Aussehen der fossilen Pilze in diesen Bildern und T. virens in [4] ist möglicherweise zu schließen, dass die alten Pilze schon diese ungewöhnliche Kombinationen von Eigenschaften hatten.

H.-J. Weiss       2017

[1]  K.E. Borkovich, D.J. Ebbole: Filamentous Fungi. ASM Press 2010, p.676.
[2]  C.P. Kubicek: Comparative genome sequence analysis underscores mycoparasitism as the ancestral life style of Trichoderma. Genome Biol. 2011; 12(4): R40.
[3]  T.N.Taylor, M. Krings, E.L. Taylor: Fossil Fungi, Elsevier 2015, p.251.
[4]  Google: jgi mycocosm trichoderma virens
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