Lochfraß in lebenden unter-devonischen Pflanzen ist ein selten
beschriebene Erscheinung. Fraßspuren von Gliederfüßern in Rhynia
gwynne-vaughani werden von Labandeira
[1] in einer umfassenden Übersicht zum Pflanzenfressen erwähnt, wo
der Hornstein von Rhynie
(Rhynie Chert) als "frühes Leitbiotop" für die "1. Ausbreitungsphase
der Pflanzenfresser" auserwählt wird. Die Fraßspuren in den Pflanzen im
Rhynie Chert werden Milben und Hexapoden zugeschrieben.
Löcher, in die Sporenkapseln von Aglaophyton
genagt, um an die Sporen zu gelangen, sind anscheinend erstmalig
in Rhynie
Chert News 7
beschrieben worden.
Höhlen in Aglaophyton-Stengeln
sind häufig zu sehen, lassen sich aber oft nicht einfach einer
bestimmten Ursache zuordnen. Kürzlich wurden zwei gut erhaltene
Exemlare von
Aglaophyton
(früher Rhynia major)
mit Fraßschaden gefunden (Abb.1,2). In Abb.1 geht der Schnitt zufällig
durch den Eingang der Höhle.
Abb.1:
Aglaophyton,
leicht schräger Querschnitt mit Höhle,
Eingang ca. 0.4mm breit,
offenbar von einem Pflanzenfresser angelegt.
Bildbreite 5.5mm.
Anscheinend bevorzugte das Tier keinen Gewebetyp: Es wandte sich
nicht vorzugsweise der Umgebung des Leitbündels mit dem
nährstoffreiches Phloem zu, auch folgte es nicht dem Pilzgeschmack der
Schicht mit den schwarzen Punkten in Abb.2, wo der Pilz Glomites
rhyniensis eine Beziehung mit der Pflanze eingegangen war,
bekannt als "arbuscular mycorrhiza" [2].
Das Fehlen von Kotballen
scheint anzudeuten, dass die Höhlen nicht ständig bewohnt waren,
sondern nur zum Fressen genutzt wurden. Der Schaden wurde zweifellos
der lebenden Pflanze zugefügt, erkennbar
an Veränderungen der Zellen längs des
Randes und stellenweiser Neubildung. Eine
Höhle von ähnlicher, aber weniger deutlicher Form ist in [3] erkennbar.
Abb.2: Aglaophyton,
links aus der Schnittebene heraus gekrümmt,
mit 2.5mm breiter Höhle,
wahrscheinlich von einem
pflanzenfressenden
Gliederfüßer angelegt.
Abb.3, Ausschnitt aus Abb.2: Reaktion der
Pflanze auf den Schaden (unten).
Abb.4: Ausschnitt aus Abb.3: Neu gebildeten Zellen.
Die undeutlich sichtbaren Pilzfäden müssen später gewachsen sein, als
die Pflanze überflutet und der Hohlraum mit Wasser gefüllt
war.
Foto: H.
Sahm
(Abb.2-4).
Es ist oft nicht
einfach, die Hohlräume in Aglaophyton
der Wirkung von Pilzen, wie in Rhynie
Chert News 4
and 21,
oder fressenden Tieren, wie in Rhynie
Chert News 7 und
hier, zuzuschreiben.
Ähnliche Bildungen wie hier dargestellt waren in [4]
beschrieben worden als "... aktive Zellteilung, die zweifellos
als Wundreaktion gedeutet werden kann."
H.-J.
Weiss
2010
[1]
C.C. Labandeira: The four phases of
plant-arthropod associations in deep time.
Geologica Acta 4(2006), 409-438.
[2] T.N.Taylor
et al.: Fossil arbuscular mycorrhizae from
the Early Devonian.
Mycologia 87(1995), 560-73.
[3] P.G.
Kevan,
W.G. Chaloner,
D.B.O. Savile: Interrelationships
of early terrestrial arthropods and plants.
Palaeontology 18
Part 2 (1975), 391-417, Plate 54.
[4] R. Kidston,
W.H. Lang, On Old Red Sandstone plants
showing structure, ... Part IV
Trans. Roy. Soc.
Edinburgh 51(1921), 831-54