Keimlinge früher Landpflanzen
Die "frühen Landpflanzen", mehr oder weniger gut erhalten im berühmten
unter-devonischen Rhynie Chert, sieht man bekanntlich
dort reichlich als ausgewachsene Pflanzen und als Sporen, aber sehr
selten als keimende Sporen und gelegentlich als mm-große Pflänzchen,
wie in Rhynie
Chert News 25.
Wahrscheinlich waren diese Stadien kurzlebig und
schnell vergänglich. Deshalb sind die wenigen derartigen Fundstücke
beachtenswert. Es war überraschend, ca. hundert mm-große
Pflänzchen auf den Schnittflächen eines kleinen
Fundstücks von 60g zu sehen, wo sie auf eine 2cm dicke Schicht
beschränkt sind (Abb.1).
Abb.1:
Hornstein von Rhynie mit Schnitten von Aglaophyton
(rechts oben), wahrscheinlich
Rhynia
(unten), und zufällig verteilte mm-große Pflänzchen. Bildbreite 11mm.
Deren Zellstruktur ist in Abb.2-6 sichtbar. Anscheinend haben
sie noch kein zentrales Leitbündel ausgebildet. Pflänzchen, deren
Längsachse nahezu in der Schnittebene liegt, lassen die Form und
weitere Einzelheiten erkennen.
Wie erwartet gibt es eine Basis und ein oberes Ende. Nahe der Basis
sind die Zellen in mehr oder weniger divergierenden Reihen angeordnet,
die anscheinend von einem unteren Punkt ausgehen, wie in Abb.2. In
Abb.3 ist der unterste Teil wahrscheinlich abgebrochen. Eine Reihe
dunkler Zellen links in Abb.3 sieht wie eine Epidermis aus.
Die nahezu axiale Symmetrie, ersichtlich aus den nahezu kreisförmigen
Querschnitten in Abb.1,5,6, kann durch seitliche Auswüchse gestört
sein, wie in Abb.2,4. Es ist hier nicht zu
erkennen, ob solche Auswüchse ein Beginn seitlicher Verzweigung sind,
wie in einem früheren Beitrag vermutet, oder die Stellen, wo
Rhizoide wachsen, wie in Abb.4 angedeutet.
Abb.2 (unten links): Pflänzchen, 1.4mm, mit aufwärts
divergierenden
Zellreihen am Grunde und zwei seitlichen Auswüchsen.
Abb.3: Pflänzchen, 1.35mm, mit aufwärts
divergierenden Zellreihen am Grunde, links
Epidermis ?
Abb.3: Pflänzchen, 2mm,
mit aufwärts gerichteten Zellreihen in der Mitte,
Rhizoids unten und an seitlichem Auswuchs. Sporen 70µm, an den drei
Kanten sich öffnend.
Alle Bilder zeigen das gleiche
Fundstück. Abb. 2-6 haben die gleiche Vergrößerung.
Abb.5 (oben): Pflänzchen,
Querschnitt 0.7mm, mit homogener Struktur.
Abb.6: Pflänzchen, Querschnitt 0.9mm, oben mit deutlicher
Epidermis.
Es bleibt zu hoffen, dass derartige Funde helfen können, die
verbleibenden Unklarheiten bezüglich Gametophyt
/Sporophyt zu beseitigen. Anscheinend sind die Gametophyten
selten erhalten geblieben. Vorhandene Bilder [1] von viel jüngeren (bis
0.1mm) und viel älteren (cm) nützen wenig für
Vergleiche mit den 1-2mm großen Pflänzchen.
(Jene Bilder sind in [2] als "Courtesy H. Kerp" gedruckt worden, teils mit falscher Größenangabe.)
Archegonien können als kleine dunkle Flecken unter der Oberfläche
erscheinen, ähnlich den Flecken in Abb.1,5, aber letztere sind
wahrscheinlich von Pilzen oder Mikroben befallene Zellen wie auch bei Aglaophyton
in diesem Fundstück.
Eine
Einzelheit kann als schwaches Argument für eine Deutung als Sporophyt
dienen: Das untere Ende sieht oft aus, als seien die
Pflänzchen irgendwo abgebrochen (Abb.2,3). Sie könnten aus einer
befruchteten Eizelle auf einem Gemetophyten gewachsen sein und dann
sich abgetrennt haben, während der Gametophyt schnell zerfiel.
Es wäre interessant zu wissen, in welchem Stadium ein Leitbündel
gebildet wird. Vielleicht sind die schwach sichtbaren Reihen länglicher
Zellen in Abb.4 und eine Ansammlung sehr kleiner Zellen nahe der Mitte
in Abb.6 beginnende Leitbündel.
H.-J.
Weiss
2015
[1] W. Remy, H. Hass: New information on gametophytes and sporophytes of Aglaophyton ... Rev. Paleobot. Palyn. 90 (1996), 175-193.
[2]
T.N. Taylor,
E.L. Taylor, M. Krings: Paleobotany,
Elsevier 2009, 232-244.
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